Oxfam: Corona-Pandemie hat die Ungleichheit massiv befeuert

Die Corona-Pandemie hat die Reichen reicher und die Armen ärmer gemacht. Die Entwicklungsorganisation Oxfam prangert diese Entwicklung an und fordert ein Gegensteuern. Am meisten haben zehn Männer profitiert.

Berlin - Die Corona-Pandemie befeuert die soziale Ungleichheit weltweit. Wie aus der am Montag in Berlin veröffentlichten Erhebung der Entwicklungsorganisation Oxfam hervorgeht, haben die zehn reichsten Männer zwischen März 2020 und November 2021 ihr Vermögen etwa verdoppelt. Alle Milliardäre und Milliardärinnen zusammen vermehrten demnach ihr Vermögen stärker als in den 14 Jahren vor der Pandemie. Während das weltweite Vermögen zwischen 2019 und 2021 um ein Prozent angewachsen sei, hätten die reichsten 0,001 Prozent - etwa 55.000 Menschen - ihr Vermögen um 14 Prozent gesteigert. Die „Kluft zwischen den Reichsten und dem Rest der Menschheit“ habe sich somit dramatisch vergrößert

In Deutschland nehme die „sehr starke Konzentration der Vermögen“ ebenfalls weiter zu. So hätten die zehn reichsten Personen Vermögen seit Beginn der Pandemie von umgerechnet rund 125 Milliarden Euro auf etwa 223 Milliarden Euro gesteigert und somit um rund 78 Prozent. Dieser Gewinn entspreche annähernd dem Gesamtvermögen der ärmsten 40 Prozent, also von 33 Millionen Deutschen. Die Armutsquote in Deutschland erreiche derweil mit etwa 16 Prozent und mehr als 13 Millionen Menschen einen Höchststand.

Oxfam: Superreiche sollten stärker besteuert werden

Weltweit habe schon vor der Pandemie mit etwa 3,2 Milliarden Personen die Hälfte der Menschheit in Armut gelebt. Inzwischen seien es mehr als 160 Millionen Menschen zusätzlich. Den stärksten Rückgang bei den Einkommen hatten den Angaben zufolge die ärmsten 20 Prozent. Denn während sich die Wirtschaft in den reichen Ländern erholt habe, sei dies in den armen Staaten nicht der Fall. Mehr als 100 Länder haben laut Studie in der Krise die Sozialausgaben gekürzt und in mindestens 73 Ländern drohen mit der Rückzahlung von Covid-19-Krediten des Internationalen Währungsfonds weitere Sparmaßnahmen.

Das Nachsehen hätten besonders die Frauen, von denen 13 Millionen weniger erwerbstätig seien als vor zwei Jahren. Gleichzeitig habe die unbezahlte Arbeit von Frauen und Mädchen, die beispielsweise für die Familie sorgten, erheblich zugenommen.

Oxfam fordert daher von den Regierungen weltweit, Konzerne und Superreiche stärker zu besteuern und die daraus entstehenden Einnahmen für soziale Grunddienste einzusetzen. Die Wirtschaft müsse am Gemeinwohl ausgerichtet werden und die Verteilung von Impfstoffen global gerechter erfolgen. Denn mehr als drei Milliarden Menschen seien zweifach gegen Covid-19 geimpft, doch nur rund neun Prozent der Menschen in Ländern mit niedrigem Einkommen hätten inzwischen mindestens eine Impfdosis erhalten. Der Patentschutz für Covid-19-Impfstoffe müsse deshalb ausgesetzt werden.

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