Ehemalige afghanische Ortskräfte geraten laut Helfern unter Druck

Frankfurt a.M. - Die Taliban gehen laut Helfern seit Beginn des Ukraine-Krieges zunehmend gegen ehemalige afghanische Ortskräfte vor. In Masar-i-Sharif gebe es seit etwa einer Woche Hausdurchsuchungen, sagte Alexander Fröhlich vom Patenschaftsnetzwerk Afghanische Ortskräfte dem Evangelischen Pressedienst (epd). Familienangehörige würden über den Verbleib der häufig untergetauchten Ortskräfte befragt. In anderen Teilen des Landes kam es Diplomaten zufolge ebenfalls zu Hausdurchsuchungen und Razzien.

Der Beginn der Hausdurchsuchungen falle zeitlich mit dem Start des russischen Angriffs auf die Ukraine am vergangenen Donnerstag zusammen, sagte Fröhlich. „Ob das Zufall oder Taktik ist, sei dahingestellt.“ Das Patenschaftsnetzwerk unterstützt ehemalige afghanische Mitarbeiter der Bundeswehr. Bereits am Montag hatte sich der designierte deutsche Botschafter für Afghanistan, Markus Potzel, auf Twitter besorgt über Berichte über Hausdurchsuchungen bei Mitarbeitern von zivilgesellschaftlichen Organisationen in Kabul geäußert.

"Schicksal der Ortskräfte nicht vergessen"

Die Lage in dem Land am Hindukusch verschlechtere sich täglich, sagte Fröhlich. Viele der ehemaligen Ortskräfte hielten sich seit Monaten getrennt von ihren Familien versteckt und hätten kein Geld mehr. Es werde immer schwieriger, einen Reisepass zu bekommen, ohne den man aber das Land nicht verlassen könne. Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine mahnte er an, das Schicksal der zurückgebliebenen Ortskräfte nicht zu vergessen. Die Bundesregierung müsse sicherstellen, dass Menschen mit einer Aufnahmezusage auch das Land verlassen könnten.

Nach der Eroberung Afghanistans durch die radikalislamischen Taliban im August hatte die Bundeswehr im Rahmen einer Evakuierungsoperation Tausende deutsche Staatsangehörige sowie afghanische Ortskräfte und Menschenrechtler ausgeflogen. Viele ehemalige Mitarbeiter der Bundeswehr und der Entwicklungszusammenarbeit blieben jedoch zurück. Sie fürchten aus Angst vor Rache der Taliban um ihr Leben.

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