Kampagne für Saubere Kleidung tritt aus Textilbündnis aus

Dortmund - Die Kampagne für Saubere Kleidung Deutschland tritt aus dem Bündnis für nachhaltige Textilien aus. Nach sieben Jahren Mitgliedschaft erklärte die Kampagne am Mittwoch in Dortmund, das Bündnis könne keine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den globalen Bekleidungslieferketten nachweisen. Die Kampagne sei zu dem Schluss gekommen, „eine Mitarbeit in dieser Konstellation nicht mehr mittragen zu können“, erklärte Koordinatorin Isabell Ullrich. Im Dezember waren bereits zwei christliche Vereine mit ähnlicher Begründung ausgestiegen.

„Uns fehlt das Vertrauen in ein Bündnis, bei dem die Unternehmenslobby kontinuierlich bremst, während sich die Lebenssituation der Menschen in den Lieferketten gerade in der Corona-Pandemie nochmal dramatisch verschlechtert hat“, erklärte Ullrich weiter. Das Textilbündnis sei zu wenig verbindlich, Fortschritte nicht erkennbar. So beteiligten sich etwa an einer Bündnis-Initiative zu höheren Löhnen nur 13 von 70 Mitgliedsunternehmen.

Unternehmen fordern: Überprüfungsprozess nur noch freiwillig

Zudem drängten die beteiligten Unternehmensverbände darauf, die Anforderungen für eine Mitgliedschaft „noch weiter zu verwässern“, erklärte die Kampagne für Saubere Kleidung, in der zivilgesellschaftliche, gewerkschaftliche und kirchliche Organisationen zusammengeschlossen sind. Einige große Unternehmen forderten, den für alle Mitgliedsunternehmen des Bündnisses regelmäßig stattfindenden Überprüfungsprozess nur noch freiwillig durchführen zu lassen. Schon jetzt fehle dem Bündnis die Autorität, diese Prüfung bei großen Unternehmen durchzusetzen.

Die Kampagne für Saubere Kleidung erklärte, sie wolle sich künftig der Kampagnenarbeit zu verbindlichen unternehmerischen Sorgfaltspflichten wie Lieferkettengesetzen widmen und den Fokus auf existenzsichernde Löhne, sozialer Absicherung und Arbeitsrechten der Arbeiterinnen und Arbeiter legen.

Das Textilbündnis wurde im Oktober 2014 als Reaktion auf tödliche Unfälle in Textilfabriken in Bangladesch und Pakistan gegründet. Damit sollten die Bedingungen in der Industrie verbessert und etwa existenzsichernde Löhne eingeführt werden. Im Dezember hatten bereits die Christliche Initiative Romero e.V. (CIR) und das Amt für Mission, Ökumene und Kirchliche Weltverantwortung der Evangelischen Kirche von Westfalen (MÖWe) ihren Austritt angekündigt.

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