Misereor: Getreide für Brot statt Tierfutter anbauen

Aachen - Angesichts des weltweiten Hungers mahnt Misereor eine Umstellung der Ernährungssysteme an. In Zeiten weltweit steigendender Lebensmittelpreise aufgrund des Ukraine-Krieges sei „das Ungleichgewicht bei der Verteilung von Getreide alarmierend“, sagte Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel am Dienstag in Aachen. In Deutschland würden 60 Prozent des Weizens an Nutztiere verfüttert, lediglich 20 Prozent kämen direkt der menschlichen Ernährung zugute.

Der Versorgung von Menschen müsse Vorrang vor der Herstellung tierischer Produkte sowie von Agroenergie gegeben werden, sagte Spiegel. Zugleich warnte er vor einem Kurswechsel „bei der ökologischen Transformation der Landwirtschaft“. Angesichts absehbarer Exportausfälle aus der Ukraine und Russland „wäre es der falsche Weg, dieser Entwicklung mit Rückschritten in der Umweltpolitik zu begegnen“, sagte der Geschäftsführer des katholischen Hilfswerks.

Die Ukraine und Russland zählen zu den größten Weizenexporteuren der Welt. Viele Länder im arabischen Raum sowie in Afrika beziehen Weizen aus der Region. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges warnen Hilfsorganisationen und die UN vor den Folgen gestiegener Lebensmittelpreise für Menschen in armen Ländern. Spiegel wies etwa auf die Lage im Libanon hin, wo in den vergangenen zwei Wochen Mehl, Treibstoff und Speiseöl deutlich teurer geworden seien. Auch in vielen afrikanischen Ländern treffe nun eine große Import-Abhängigkeit auf bestehende Krisen wie Dürren, Überschwemmungen, den Klimawandel und Konflikte.

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