Nigerianische Witwen verlieren Gerichtsverfahren gegen Shell

Den Haag - In einem jahrelangen Rechtsstreit gegen den Ölkonzern Shell müssen vier nigerianische Witwen eine Niederlage vor Gericht hinnehmen. Der Konzern könne nicht für den Tod mehrerer Aktivisten verantwortlich gemacht werden, die in Nigeria gegen die Ölförderung von Shell protestiert hatten, urteilte ein niederländisches Gericht am Mittwoch. Die Frauen hatten gegen das Unternehmen geklagt, weil dieses Zeugen bestochen haben soll, deren Aussagen zur Verhaftung, Folter und den Todesurteilen gegen die Aktivisten geführt haben sollen. Das Gericht erklärte, die Klägerinnen hätten dafür nicht genug Beweis geliefert.

Vier Witwen des Ogoni-Volkes hatten dem Konzern zur Last gelegt, dass dessen nigerianische Tochterfirma in den 90-er Jahren für den Tod von Kritikern des damaligen Militärregimes mitverantwortlich war, darunter die Ehemänner der Klägerinnen. Ogoni-Aktivisten hatten damals im Niger-Delta gegen die Verschmutzung ihres Gebiets durch die Erdölförderung gekämpft. Die Behörden gingen hart gegen die Proteste vor. Shell war vorgeworfen worden, den Sicherheitsdiensten genaue Informationen über Proteste der lokalen Bevölkerung geliefert und das Regime zum Eingreifen aufgefordert zu haben.

Witwe will sich weiter für Gerechtigkeit einsetzen 

Menschenrechtler zeigten sich enttäuscht über das Urteil vom Mittwoch. Shell habe in den vergangenen Jahren alle Tricks angewendet, um sich der Zuständigkeit des Gerichts zu entziehen, erklärte Mark Dummett von Amnesty International. Eine der vier Witwen, Esther Kiobel, hatte erstmals 2002 Klage gegen Shell eingereicht. Sie erklärte laut Amnesty, sie wolle sich trotz der Niederlage am Mittwoch weiterhin für Gerechtigkeit einsetzen. Die Klägerinnen können gegen das Urteil Berufung einlegen.

Im Niger-Delta wird seit den 50-er Jahren Öl gefördert. Sümpfe und Flussarme sind verseucht. Die Lebensbedingungen des dort ansässigen Ogoni-Volkes wurden nachhaltig beeinträchtigt. Nach Protesten gegen die Ölförderung wurden im Oktober 1995 neun Aktivisten zum Tod verurteilt, darunter die Männer der Klägerinnen sowie der Autor und Träger des Alternativen Nobelpreises Ken Saro-Wiwa. Die Hinrichtung der sogenannten „Ogoni 9“ löste international heftige Proteste aus.

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