Zahlreiche zivile Opfer bei Einsatz von kolumbianischer Armee

Berlin/Bogotá - Bei einem Einsatz der kolumbianischen Armee gegen ehemalige Kämpfer der Farc-Guerilla wurden mehrere Zivilisten getötet. Unter den elf Todesopfern seien zahlreiche zivile Opfer, bestätigte die Staatsanwaltschaft am Mittwoch (Ortszeit), wie die Tageszeitung „El Colombiano“ berichtet. Sie verlangte schnelle Aufklärung von Militär und Regierung. Kolumbiens Präsident Iván Duque hatte zuvor verkündet, bei Operationen der Sicherheitskräfte sei die „Neutralisierung“ von elf Dissidenten der aufgelösten Farc-Guerilla und die Festnahme von vier „weiteren Kriminellen“ im Department Putumayo gelungen. „Die unerbittliche Offensive gegen die narco-terroristischen Strukturen in allen Regionen des Landes geht weiter“, schrieb Duque.

Dieser Aussage widersprach auch die Organisation der indigenen Völker des kolumbianischen Amazonasgebiets (Opiac). Die von der Armee getöteten Personen seien keine Guerilleros, sondern Zivilisten, „darunter auch indigene Kameraden“. Zu den Opfern gehören demnach ein lokaler indigener Gouverneur, ein Gemeindevorsteher und seine Frau sowie ein Jugendlicher von 16 Jahren.

Die Armee habe wahllos in die Menge gefeuert

In Kolumbien haben Sicherheitskräfte im Kampf gegen die Guerilla in vergangenen Jahren tausende Zivilisten getötet und als im Gefecht gefallene Rebellen ausgegeben, vor allem während der Amtszeit des rechten Präsidenten Álvaro Uribe (2002-2010). Sie werden als „falsos positivos“ (gefälschte Erfolge) bezeichnet.

Nach Angaben der Dorfbewohner fand die Militäroperation statt, als die Gemeinde einen Basar veranstaltete, um Geld für die Reparatur von Straßen in dem Gebiet zu sammeln. Die Armee habe wahllos in die Menge gefeuert, werden Dorfbewohner in den Medien zitiert. Der indigene Senator Feliciano Valencia schloss sich den Anschuldigungen der Gemeinde an und sprach von einem „Massaker“, das von Mitgliedern der Armee verübt worden sei.

2016 schlossen die Farc-Guerilla und die Regierung unter dem damaligen Präsidenten Juan Manuel Santos einen Friedensvertrag. Bei dem seit mehr als 50 Jahren andauernden Bürgerkrieg in Kolumbien zwischen staatlichen Kräften, Guerillagruppen und Paramilitärs wurden mehr als 260.000 Menschen getötet, etwa sieben Millionen wurden vertrieben. Etwa 80.000 Kolumbianer gelten als vermisst.

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