Experte: Weltsozialforum Raum für Debatten ohne Druck

Mexiko-Stadt - Das Weltsozialforum ist dem Experten Francisco Marí zufolge vom Ort des Widerstands zum Raum für politische Debatten ohne Druck geworden. „Das Weltsozialforum wurde als Reaktion auf das neoliberale Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Davos gegründet, das ohne jegliche zivilgesellschaftliche Beteiligung stattfand“, sagte der Agrar-Referent von „Brot für die Welt“ dem epd zu Beginn des 16. Forums am Sonntag (Ortszeit) in Mexiko-Stadt. Inzwischen werde die Zivilgesellschaft etwa bei UN-Veranstaltungen, Klimakonferenzen oder Treffen der Welthandelsorganisation einbezogen. Auch viele Kritikpunkte der Bewegung - etwa mit Blick auf die Finanzarchitektur und die Schuldenpolitik - hätten Staaten aufgegriffen.

Dennoch hat das weltweite Treffen sozialer Bewegungen Marí zufolge seit seiner Gründung vor 21 Jahren nichts von seiner Bedeutung verloren. „Für die Bewegungen hat es sogar noch an Relevanz zugenommen, weil sie heute ohne Druck politische Entscheidungen planen, sich vernetzen oder sich unverbindlich anhören können, was andere Initiativen in anderen Bereichen machen.“ Es sei weiter ein wichtiger politischer Raum. Das diesjährige Treffen dauert bis Freitag.

Auf der Agenda stehen Themen wie Klimakrise, Migration und Alternativen zur kapitalistischen Weltwirtschaft

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beschäftigen sich in diesem Jahr mit Themen wie Klimakrise, Rassismus, Sexismus, Menschenrechte, Migration und Alternativen zur kapitalistischen Weltwirtschaft. „Auch die russische Aggression in der Ukraine wird eine wichtige Rolle spielen“, sagte Marí. Aus diesem Grund habe „Brot für die Welt“ zwei ukrainische Feministinnen eingeladen. Das evangelische Hilfswerk hat das Weltsozialforum mitbegründet, das 2001 erstmals in der brasilianischen Stadt Porto Alegre stattfand.

Dass das Weltsozialforum in Mexiko nach zwei Jahren virtueller Veranstaltung wieder in Präsenz stattfindet, sei ein Signal, sagte Marí. Doch die Pandemie und eine restriktive Visumspolitik der mexikanischen Behörden hätten eine Anreise erschwert. „Auch wenn wesentlich weniger Menschen teilnehmen als früher, setzen wir ein Zeichen für einen Wiederbeginn: Es ist wieder möglich, sich zu treffen“, sagt Marí. Er erwartet auf den 300 bis 400 Veranstaltungen mehrere tausend Beteiligte. An vorherigen Treffen hatten immer mehrere zehntausend Menschen teilgenommen.

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