Chiles linke Regierung schickt wieder Militär in Unruheregionen

Berlin/Santiago de Chile - Chile hat für die südlichen Unruheregionen des Landes den Notstand erklärt. Präsident Gabriel Boric kündigte in der Nacht zum Dienstag an, dass das Militär wieder in den Süden entsandt werde, um Straßen und Autobahnen zu überwachen, wie die Tageszeitung „La Tercera“ berichtete. In den vergangenen Wochen war es zu Gewalt und Straßenblockaden im Süden des südamerikanischen Landes gekommen. Die Ureinwohner der Mapuche verlangen vom chilenischen Staat mehr Autonomie und kämpfen in der Region um die Rückgabe ihrer Gebiete.

Innenministerin Izkia Siches versicherte, dass sich die Regierung weiterhin dem Dialog mit den Mapuche verpflichtet fühle. Allerdings hätten die ausgedehnten Straßensperren die freie Durchreise gefährdet und Lieferketten unterbrochen, was die Lebenshaltungskosten in die Höhe getrieben habe. Sie kündigte an, gegen kriminelles Handeln mit einer eigens eingerichteten Staatsanwaltschaft vorzugehen.

Präsident Boric hatte das Militär zunächst abziehen lassen

Nach Gewaltakten hatte die frühere konservative Regierung unter Präsident Sebastían Piñera im vergangenen Oktober das Militär in die Region geschickt. Der jetzt amtierende linksgerichtete Präsident Boric ließ das Militär abziehen und versprach, einen neuen Dialog mit den Mapuche aufzunehmen. Anschließend versuchte er vergeblich, eine begrenzte dauerhafte Militärpräsenz in dem Gebiet durch den Kongress zu bringen.

Die Mapuche sind mit 1,7 Millionen Menschen die größte indigene Gruppe unter den rund 19 Millionen Einwohnern Chiles. In der Hauptstadt Santiago und im Süden Chiles leben die meisten Mapuche.

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