Menschenrechtsausschuss berät über "Völkermord an den Jesiden"

Berlin - Der Menschenrechtsausschuss im Bundestag wird am 20. Juni über eine Anerkennung der Verbrechen des „Islamischen Staates“ (IS) an den Jesiden als Genozid beraten. Wie der Bundestag auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) mitteilte, ist an dem Montag ab 11.00 Uhr eine öffentliche Anhörung zum Thema „Völkermord an den Jesiden“ geplant.

Die Diskussion knüpft an eine Sitzung des Petitionsausschusses im Februar an: Damals hatte der jesidische Petent Gohdar Alkaidy gefordert, dass der IS-Überfall im August 2014 auf die Sindschar-Region im Nordirak sowie die Verbrechen danach als Völkermord anerkannt werden. Er verwies dabei auch auf die Tatsache, dass in Deutschland die größte jesidische Diaspora-Gemeinde weltweit beheimatet ist.

"Es herrscht Gesetzlosigkeit und Menschen verschwinden"

Der stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats der Jesiden in Deutschland, Irfan Ortac, sagte dem epd, die Sindschar-Region sei bis heute zu gefährlich für eine Rückkehr der geflüchteten Angehörigen der religiösen Minderheit ist. Schiitische und der kurdischen PKK nahestehende Milizen hätten militärische Sperrgebiete errichtet, weswegen viele der dort beheimateten Menschen nicht mehr zu ihren Ländereien kämen. Kinder und Jugendliche würden zudem von den bewaffneten Gruppen für den Kampf angeworben.

„Die alte Gesellschaftsstruktur wird allmählich zerstört. Es herrscht Gesetzlosigkeit und Menschen verschwinden. Deshalb will kaum noch jemand dorthin zurück.“ Immerhin siedelten sich inzwischen Jesiden aus Ras al-Ain in Nordsyrien allmählich wieder in ihren Heimatorten an, wo sie unter sich blieben und ihre Felder bewirtschafteten.

Am 3. August 2014 überfiel der IS Dörfer der Jesiden im Irak, tötete Tausende Männer und verschleppte Frauen und Kinder unter anderem nach Syrien. Mehr als 2.600 Jesidinnen befinden sich Schätzungen zufolge noch immer in der Gewalt von Islamisten in der Region. „Es wird von Tag zu Tag schwieriger, sie ausfindig zu machen“, sagte Ortac.

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