Offener Brief: Beziehungen zur russisch-orthodoxen Kirche beenden

Berlin - Wegen der Parteinahme für den russischen Angriffskrieg in der Ukraine fordern evangelische Theologen und kirchennahe Politiker, die russisch-orthodoxe Kirche Moskauer Patriarchats aus dem Weltkirchenrat auszuschließen. Der Weltkirchenrat solle prüfen, wie die Mitgliedschaft ausgesetzt werden könne, heißt es in einem Offenen Brief der evangelischen Theologin Ellen Ueberschär und der Historikerin Katharina Kunter von Freitag, der dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Zuerst hatte die „Welt“ darüber berichtet.

Das Schreiben richtet sich an die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, und den Generalsekretär des Ökumenischen Rats der Kirchen, Ioan Sauca. Die Autorinnen fordern zudem ein Moratorium für die bilateralen Beziehungen auf kirchenleitender Ebene zwischen EKD und der Moskauer Führungsspitze. Sie bestehen auch auf einer Aussage darüber, wie der Krieg gegen die Ukraine und das Gebaren des Moskauer Patriarchats auf der ÖRK-Vollversammlung vom 31. August bis 8. September in Karlsruhe thematisiert werden soll.

Kriegspropaganda in Karlsruhe?

Zu den Unterzeichnern des Schreibens gehören laut „Welt“ die frühere Leiterin der Stasi-Unterlagenbehörde, Marianne Birthler (Grüne), die ehemalige Thüringer Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU), der DDR-Bürgerrechtler Markus Meckel (SPD) sowie Petra Bahr, Regionalbischöfin der Evangelischen Landeskirche Hannovers.

Die Autorinnen des Briefes beunruhigt insbesondere, dass Vertreter des Moskauer Patriarchats auf der Vollversammlung in Karlsruhe ihre Kriegspropaganda verbreiten könnten. Bislang ist unklar, ob eine russisch-orthodoxe Delegation an dem Treffen teilnimmt.

Kyrill legitimiert den Angriffskrieg

Das Moskauer Patriarchat legitimiere den Angriffskrieg auf die Ukraine und sichere die neo-imperialistische Vorstellung einer „russischen Welt“ ideologisch ab, heißt es in dem Schreiben. „Mit ihrem Segen wird ein Angriffskrieg geführt und Menschenrechte im eigenen Land werden mit Füßen getreten.“

Trotz intensiver Bemühungen seien keine Anzeichen der Änderung in den ideologischen Positionen des Moskauer Patriarchats zu erkennen, schreiben Ueberschär und Kunter. Kurschus und Sauca hätten Kyrill wegen seiner Haltung zum Krieg scharf kritisiert. "Wir unterstützen Sie darin nachdrücklich und ermutigen Sie zugleich, aus Ihrer Haltung Konsequenzen zu ziehen", hieß es.

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