Kongolesischer Aktivist: Die Wut auf die Blauhelmsoldaten ist groß

Goma - Nach teils gewaltsamen Protesten gegen die UN-Mission Monsuco im Ostkongo ist die Stimmung laut lokalen Aktivisten nach wie vor aufgeheizt. „Die Bevölkerung ist wütend“, sagte John Banyene von der Société Civile Nord-Kivu dem Evangelischen Pressedienst (epd). Seit fast 23 Jahren seien die UN-Truppen im Land, „aber die Sicherheitslage hat sich nicht verbessert“. Sie sei im Gegenteil immer schlimmer geworden, sagte der Präsident des Netzwerks von mehr als 500 lokalen Organisationen, Gewerkschaften und Jugendbewegungen. Entsprechend groß sei der aufgestaute Frust, vor allem bei der kongolesischen Jugend.

„Unsere Frauen werden vergewaltigt, unsere Felder und Habseligkeiten geplündert, es ist nicht möglich, in Frieden zu leben“, sagte Banyene. Zu Beginn des Einsatzes im Jahr 1999 seien die Blauhelme von den Menschen begrüßt worden. „Wir wollten die Unterstützung.“ Tatsächlich habe die Mission bei der politischen und administrativen Unterstützung auch einiges erreicht, was nicht übersehen werden sollte. „Aber was die Sicherheit angeht, nimmt die Zahl der bewaffneten Gruppen immer weiter zu“, kritisierte Banyene. Dafür sei zwar auch der Staat verantwortlich, doch die Monusco-Einheiten würden mittlerweile von der Bevölkerung als untätige Beobachter wahrgenommen, die nicht genügend eingriffen.

Ende Juli kam es in Goma und anderen Städten im Osten der Demokratischen Republik Kongo zu gewaltsamen Protesten gegen Monusco. Dabei kamen vier Blauhelmsoldaten und Dutzende Demonstranten ums Leben. Zwar hat sich die Lage inzwischen beruhigt, doch in der Region gehen immer noch regelmäßig Menschen gegen den Einsatz auf die Straße. Die Protestierenden machen die Blauhelme für die Verschlechterung der Sicherheitslage im Ostkongo verantwortlich, wo Dutzende Rebellengruppen um den Zugang zu Rohstoffen kämpfen.

Seit Jahren gibt es immer wieder Proteste gegen die UN-Mission. Auslöser der jüngsten Ausschreitungen war Banyene zufolge eine Aussage des Monusco-Sprechers Mathias Gillman, nach der die UN-Friedenstruppen nicht über die militärischen Mittel verfügten, um die berüchtigte Rebellengruppe M23 zu besiegen. „Da ist es doch keine Überraschung, dass die Bevölkerung sich fragt, was sie hier machen. Etwa Urlaub?“ Auch ein kürzlich veröffentlichter UN-Bericht, der Ruanda die militärische Unterstützung der M23-Bewegung vorwirft, stelle das Vertrauen der Menschen in die internationale Gemeinschaft weiter auf den Prüfstand, sagte Banyene.

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