UN-Kommission: Wachsendes Leid in Syrien

Genf - Zehntausende Menschen in Syrien sind nach einem Bericht der Vereinten Nationen verschwunden oder vermisst. Den Familien würden oft bewusst Informationen vorenthalten, erklärte der Vorsitzende der UN-Untersuchungskommission zu Syrien, Paulo Pinheiro, am Mittwoch in Genf.

„Regierungstruppen fügen den Angehörigen der Vermissten weiterhin grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung zu, indem sie das Schicksal und den Aufenthaltsort der Vermissten absichtlich verschweigen“, sagte Pinheiro. Die Suche der Familien nach ihren Angehörigen, oft geführt von Frauen, sei mit der Gefahr verbunden, verhaftet oder misshandelt zu werden.

Frauen und Mädchen sind Missbrauch ausgesetzt

Frauen und Mädchen in Syrien seien nicht nur unverhältnismäßig oft von den Folgen des sogenannten Verschwindenlassens betroffen, sie seien auch häufig wegen ihres Geschlechts Missbrauch ausgesetzt und ihnen würden Rechte verweigert, darunter Bewegungs- und Versammlungsfreiheit oder auch Eigentumsrechte. Mit Blick auf die Forderung von UN-Generalsekretär António Guterres nach einem Gremium zur Aufklärung der Schicksale Verschwundener ergänzte Kommissionsmitglied Hanny Megally, nun müssten die Staaten dafür sorgen, dass dies umgesetzt werde.

Insgesamt sprach Pinheiro von zunehmendem Leid der syrischen Bevölkerung nach mehr als einem Jahrzehnt Krieg. „Millionen leiden und sterben in Flüchtlingslagern, während die Ressourcen weniger werden und die Müdigkeit der Geber zunimmt“, sagte der Kommissionsvorsitzende. „Syrien kann sich die Rückkehr zu umfassenden Kämpfen nicht leisten, aber genau dorthin könnte es gehen.“ Denn die Gewalt im Norden habe wieder zugenommen. In dem Bericht wird unter anderem angeführt, wie Kinder auf dem Schulweg oder Ladenbesitzer bei der Arbeit Opfer des Krieges werden. In einem Fall sei eine ganze Familie ausgelöscht worden, die sich am Nachmittag zum Essen vor dem Haus getroffen hatte.

Die Pressemitteilung zu den jüngsten Entwicklungen sei nicht umsonst mit der Überschrift „Schaut nicht weg!“ versehen, betonte Pinheiro. Vor dem derzeit in Genf tagenden UN-Menschenrechtsrat will die Kommission ihren Bericht in der kommenden Woche vorstellen.

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