Studie: 2030 könnte ein Viertel des Amazonas-Waldes abgeholzt sein

Berlin/São Paulo - Brasilien wird einer Studie zufolge bis 2030 seinen Treibhausgasausstoß mehr als verdoppeln, wenn es keine Kehrtwende in der bisherigen Umweltpolitik gibt. Nach einer am Donnerstag (Ortszeit) veröffentlichten Untersuchung von Wissenschaftlern der Föderalen Universität Rio de Janeiro (UFRJ), könnte 2030 etwa ein Viertel der Fläche des Amazonas-Gebiets abgeholzt sein, wie die Zeitung „Folha de São Paulo“ berichtete. Dann würde der CO2-Ausstoß um 137 Prozent ansteigen.

Die Wissenschaftler fordern eine radikale Kursänderung und machen die Umweltpolitik des rechtsextremen Präsidenten Jair Bolsonaro für die Situation verantwortlich. Bolsonaro hat große Teile der Umweltgesetzgebung zum Schutz des Regenwaldes ausgehebelt, um das Amazonas-Gebiet wirtschaftlich zu erschließen. Der Amazonas-Wald bindet eine erhebliche Menge an Kohlenstoff und hat damit eine Schlüsselrolle für das weltweite Klima.

Umweltschutz im Mittelpunkt der Kampagne Lulas

Im aktuellen brasilianischen Wahlkampf hat der linksgerichtete Präsidentschaftskandidat und frühere Staatschef, Luiz Inácio Lula da Silva, den Umweltschutz in den Mittelpunkt seiner Kampagne gestellt. So will er den Amazonas-Fonds wiederbeleben, der vor allem Wiederaufforstungsprojekte finanziert. Lula verspricht Maßnahmen zum Schutz des Regenwaldes und will die Gesetzgebung gegen illegalen Holzfäller verschärfen. Die Wahlen sind am 2. Oktober. In aktuellen Umfragen liegt Lula deutlich vor Bolsonaro, der Abstand verringert sich jedoch.

Die Abholzung des Regenwaldes hat in den ersten sechs Monaten dieses Jahres einen neuen Höchstwert erreicht. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gab es laut Weltraumbehörde INPE einen Anstieg um zehn Prozent. Das war der höchste Wert für diesen Zeitraum, seitdem die Behörde 2015 ihre aktuellen Datenreihen begann. Von Januar bis Juni wurden knapp 4.000 Quadratkilometer Regenwald illegal gerodet.

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