"Fridays for Future": Kolonialismus für Klimakrise mitverantwortlich

Berlin/Frankfurt a. M. - Die Klimaschutzbewegung „Fridays for Future“ hat Industriestaaten vorgeworfen, mit wirtschaftlichen Mitteln weiterhin ärmere Länder im globalen Süden zu unterdrücken. Kolonialismus sei für die Klimakrise mitverantwortlich, sagte Sprecherin Luisa Neubauer sinngemäß in englischer Sprache bei der Demo in Berlin anlässlich des globalen Klimastreiks. Am elften Aktionstag der Bewegung am Freitag nahmen nach Darstellung einer Sprecherin bundesweit 280.000 Menschen teil. Allein in Berlin gingen demnach 36.000 Menschen unter dem Motto „Menschen statt Profite“ auf die Straße.

Die vom Klimawandel am meisten betroffenen Ländern wie Pakistan, Argentinien, Sri Lanka und Indonesien drohten, von hoher Verschuldung erdrückt zu werden, sagte Neubauer. Schulden seien eine treibende Kraft hinter dem Festhalten an Abbau und Nutzung fossiler Energieträger.

270 Aktionen geplant

Im Rahmen des elften globalen Klimastreiks waren allein in Deutschland rund 270 Aktionen geplant. Ein Schwerpunkt lag in Berlin. Größere Kundgebungen mit tausenden Teilnehmenden gab es außerdem in Hamburg, wo sich laut der Sprecherin von „Fridays for Future“ 19.000 Menschen beteiligten, sowie in Freiburg, Münster und Bremen. Auch in Bonn und Karlsruhe gingen Klimaschützer auf die Straße. Weitere Demonstrationen waren für den späten Nachmittag angekündigt, etwa in Düsseldorf und Mannheim.

Mit den Protesten bekräftigte die Bewegung Forderungen nach einem beschleunigten Ausbau erneuerbarer Energien sowie kostengünstigen öffentlichen Verkehrsmitteln. Sprecherin Clara Duvigneau forderte am Morgen im Inforadio des RBB von der Bundesregierung ein Sonderpaket in Höhe von 100 Milliarden Euro „für Klima und Sicherheit“.

Ähnliche Forderungen erhob der Naturschutzbund Nabu. Er warf der FDP vor, die Klimapolitik zu blockieren. „Erneuerbare Energien und das Schienennetz sind ein Booster für die Wirtschaft“, twitterte der Nabu, als der Berliner Demonstrationszug die FDP-Parteizentrale passierte.

Auch evangelische Kirchenvertreter unterstützten das Anliegen der Klimaschutzbewegung. Am Freitag schlossen sich der Präses der rheinischen Landeskirche, Thorsten Latzel, und der oldenburgische Bischof Thomas Adomeit, den Protesten an. Die westfälische Präses und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Annette Kurschus, hatte bereits am Donnerstag davor gewarnt, angesichts des Ukraine-Krieges den Klimawandel aus dem Blick zu verlieren: „Die Klimakrise wartet nicht, bis Kriege entschieden sind und der Friede gewonnen ist.“

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