Umweltschützer kritisieren Öl- und Gasförderung in Afrika

Eine Fläche so groß wie Italien und Frankreich zusammen: Auf einem Gebiet von 886.000 Quadratkilometern wurde in Afrika laut einem Bericht seit 2017 die Suche nach Öl und Gas genehmigt. Verantwortlich seien vor allem Unternehmen aus dem Ausland.

Frankfurt a.M./Scharm el Scheich - Umweltschützer haben die Förderung fossiler Brennstoffe auf dem afrikanischen Kontinent kritisiert. Laut einem am Dienstag anlässlich der UN-Klimakonferenz in Scharm el Scheich veröffentlichten Bericht wurden in Afrika seit 2017 Gebiete im Umfang von 886.000 Quadratkilometer für die Erkundung neuer Öl- und Gasfelder genehmigt - eine Fläche, in etwa so groß wie die Staatsgebiete von Italien und Frankreich zusammen. Der Großteil der Investitionen kommt laut dem unter anderem von der Umweltorganisation Urgewald erstellten Report aus dem Ausland.

Dem Bericht zufolge werden die Ausgaben für die Öl- und Gasexploration in Afrika im laufenden Jahr auf 5,1 Milliarden US-Dollar steigen. Im Jahr 2020 habe die Summe noch bei 3,4 Milliarden US-Dollar gelegen. Afrikanische Unternehmen seien 2022 für ein Drittel der Ausgaben verantwortlich. Urgewald-Geschäftsführerin Heffa Schücking kritisierte die Investitionen. Sie widersprächen dem von der internationalen Energieagentur vorgestellten Pfad, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, sagte sie.

200 Unternehmen wollen fossile Energien erschließen

In dem Bericht werden insgesamt knapp 200 Unternehmen identifiziert, die neue fossile Energien in Afrika bis 2030 erschließen wollen. Bei der Umsetzung aller Vorhaben und der Verbrennung des neu geförderten Öls und Gases würden acht Gigatonnen CO2 freigesetzt, hieß es. Das sei mehr als doppelt so viel wie die jährlichen CO2-Emissionen der EU.

Dabei gebe es in 18 der analysierten Länder bisher keine oder nur eine geringe Öl- oder Gasproduktion. Zu solchen „Frontier-Countries“ zählten Länder wie Namibia, Uganda oder Somalia. Die umfangreichsten Fördervorhaben haben demnach das französische Unternehmen TotalEnergies, die algerische Öl- und Gasgesellschaft Sonatrach sowie der italienische Ölkonzern Eni.

Noch bis Ende dieser Woche beraten Delegierte aus mehr als 190 Ländern im ägyptischen Badeort Scharm el Scheich über Maßnahmen gegen den Klimawandel. Im Jahr 2015 hatte sich die Staatengemeinschaft darauf geeinigt, die Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf möglichst 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Mit der bisherigen Klimapolitik steuert die Erde laut den UN auf eine Erwärmung von deutlich mehr als zwei Grad zu. Viele afrikanische Länder sind von den Folgen des Klimawandels wie Dürren oder Fluten besonders bedroht, obwohl sie vergleichsweise wenig zum globalen CO2-Ausstoß beigetragen haben.

Der Bericht „Who is Financing Fossil Fuel Expansion in Africa“ („Wer finanziert den Ausbau fossiler Brennstoffe in Afrika“) wurde von einem Zusammenschluss mehrerer Umweltorganisationen erstellt, darunter Urgewald, Oilwatch Africa und das Africa Coal Network. Für die Analyse greifen die Fachleute unter anderem auf eine Datenbank von Urgewald über die Vorhaben von Öl- und Gasunternehmen zurück.

 

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