Trotz Friedensverhandlungen droht im Westen Kolumbiens neue Gewalt

Frankfurt a.M./Bogotá - Trotz Friedensverhandlungen droht in der kolumbianischen Region Chocó neue Gewalt. Die ELN-Guerilla begann am Donnerstag (Ortszeit) einen sogenannten bewaffneten Streik. Die nationale Ombudsbehörde bestätigte, dass Kämpfer der Rebellengruppe fünf Gemeinden abgeriegelt haben.

Mit dem Abriegeln der Gemeinden will die Guerilla auf die Gewalt in der Region aufmerksam machen und die Regierung zum Eingreifen bewegen, wie sie in einer in zahlreichen Medien veröffentlichten Erklärung begründete. Paramilitärische Truppen gingen gegen die Zivilgesellschaft und die Guerilla vor, und das Militär lasse das zu. Die Behörden gehen von der Echtheit des Dokumentes aus.

In der bitterarmen und vorwiegend von Afrokolumbianern bewohnten Region kämpfen die ELN und die paramilitärische Gruppe Clan del Golfo um die Vorherrschaft. Der Clan del Golfo, der sich vor allem durch den Drogenhandel finanziert, gehört zu den am besten organisierten und größten bewaffneten Gruppen Kolumbiens, wo seit den 1960er Jahren ein Krieg zwischen Rebellen, Paramilitärs und Regierung herrscht. Mindestens 300.000 Menschen sind dabei getötet worden, sieben Millionen Kolumbianerinnen und Kolumbianer wurden vertrieben.

Die Ankündigung des „bewaffneten Streiks“ - einer Strategie illegaler bewaffneter Gruppen, Macht zu demonstrieren - löste in Kolumbien Empörung aus. Denn die ELN verhandelt derzeit mit der Regierung über einen Friedensvertrag. Die erste Runde ging am Montag mit einigen Einigungen zu Ende, darunter ein humanitäres Abkommen für das Gebiet Chocó.

Bewohner der betroffenen Dörfer sprachen laut Medienberichten bereits von einer starken Präsenz Uniformierter beider illegaler Gruppen. In einigen indigenen Gemeinden vor Ort schränken die Kämpfer demnach den Zugang zu Grundnahrungsmitteln und medizinischer Versorgung ein.

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