Sudan: Internationale Gemeinschaft fordert Waffenstillstand

Nach dem Ausbruch von Kämpfen zwischen Militär und Paramilitär im Sudan rufen internationale Stimmen zum Waffenstillstand auf. Das Welternährungsprogramm will seinen Einsatz im Sudan vorübergehend aussetzen.

Khartoum/Rom - Im Sudan kämpfen landesweit Soldaten der nationalen Armee gegen die Spezialeinsatzkräfte (Rapid Support Forces RSF). Seit dem Beginn der Kämpfe am Samstagmorgen wurden nach Angaben der Ärztegewerkschaft „Central Committee Of Sudan Doctors“ allein in der Hauptstadt mehr als 56 Zivilisten getötet und mehr als 600 verletzt, auch aus der Region Darfur gibt es Berichte über Todesopfer. Anwohner berichteten auf dem Mikrobloggingdienst Twitter am Sonntag von anhaltenden Gefechten, auch in Wohngebieten. Der Sicherheitsrat der Afrikanischen Union berief für Sonntagnachmittag eine Notfallsitzung ein. Nach dem Tod von drei Mitarbeitern setzt das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen vorübergehend seinen Einsatz in dem Land aus. 

„Während wir die sich entwickelnde Sicherheitslage überprüfen, sind wir gezwungen, alle Operationen im Sudan vorübergehend einzustellen“, teilte die Leiterin des UN-Welternährungsprogramms (WFP), Cindy McCain, am Sonntag in Rom mit. Das WFP könne seine Arbeit nicht leisten, wenn die Sicherheit der Teams und Partner nicht gewährleistet sei, hieß es weiter. Der UN-Sonderbeauftragte für den Sudan, Volker Perthes, erklärte zuvor, dass die drei Mitarbeiter während ihrer Arbeit am Samstag bei Zusammenstößen in Nord-Darfur getötet worden seien. 

Die Armee steht unter Kontrolle des Vorsitzenden der Militärjunta, General Abdel Fattah Al-Burhan, während die Spezialkräfte von seinem Stellvertreter General Hamdan „Hemeti“ Dagalo befehligt werden. Beide beschuldigen den jeweils anderen, Schuld am Ausbruch der Kämpfe zu sein. Die Zeitung Sudan Tribune berichtete am Sonntag, dass die Armee sieben Stützpunkte der RSF eingenommen hat. Der Berater der RSF Mohammed al-Mokhtar al-Nour hingegen erklärte, dass ein Großteil der Hauptstadt Khartoum unter Kontrolle von Hemetis RSF sei, berichtete der Fernsehsender Al-Jazeera am Sonntag.

Auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) zeigte sich bestürzt über die Lage vor Ort. „Ich bin entsetzt über die vielen Opfer, die die Kämpfe in #Sudan bereits gefordert haben“, teilte Baerbock am Sonntag auf Twitter mit. „Beide Seiten müssen die Kampfhandlungen einstellen.“ Baerbock schrieb, sie unterstütze die Forderung nach einem Waffenstillstand. Die Menschen in Sudan hätten in den letzten Jahren deutlich gemacht, dass sie eine demokratische Zukunft für ihr Land wollten. 

Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, verurteilte auf dem Mikrobloggingdienst Twitter am Samstagabend die Kämpfe und erklärte, er sei mit der Afrikanischen Union und den Staatschefs der Region im Gespräch, um die Bevölkerung im Sudan bei ihren Bemühungen zu unterstützen, einen Übergang zur Demokratie zu gestalten.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch rief in einem Statement am Samstagabend dazu auf, die Zivilbevölkerung zu schützen. „Die internationalen Partner haben es versäumt, die Militärs seit dem Staatsstreich zur Rechenschaft zu ziehen, und müssen umgehend und konkret reagieren“, forderte Mohamed Osman, Sudan-Experte der Organisation. 

Am Dienstag war eine Frist verstrichen, bis zu der die Militärregierung die Macht an eine zivile Übergangsregierung abgeben sollte. Schon im Laufe der Woche gab es im Norden des Landes Auseinandersetzungen zwischen Armee und RSF. Die Zivilgesellschaft fordert seit Jahren die Übertragung der Macht an eine Zivilregierung. Bei Protesten für die Demokratie wurden seit dem Putsch 2021 mehr als 120 Zivilisten von Sicherheitskräften getötet. 

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