Mehr als 1.000 EU-Bürger aus dem Sudan ausgeflogen

Mehr als eine Woche dauern die jüngsten Kämpfe im Sudan schon an. Am Wochenende haben europäische Länder Bürgerinnen und Bürger ausgeflogen. Für die Sudanesinnen und Sudanesen bleibt die Lage katastrophal.

Berlin/Khartum - Europäische Länder haben Hunderte Bürgerinnen und Bürger aus dem Sudan ausgeflogen. Die Bundeswehr habe seit Sonntagabend 311 Menschen bei drei Evakuierungsflügen aus dem umkämpften Land gebracht, teilte sie am Montagmorgen mit. Nach Angaben des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell wurden bislang mehr als 1.000 Menschen aus EU-Staaten außer Landes gebracht. 21 von ihnen seien Beschäftigte der EU, sagte Borrell am Montag vor einem Treffen der europäischen Außenministerinnen und -minister in Luxemburg.

Im Sudan war Mitte April die Gewalt eskaliert. Grund dafür ist ein Machtkampf zwischen Armee-General Abdul Fattah Al-Burhan und dem Befehlshaber der paramilitärischen „Rapid Support Forces“ (RSF), Mohamed Hamdan Dagalo, genannt „Hemeti“. Bei den Gefechten wurden nach UN-Angaben mindestens 427 Menschen getötet und mehr als 3.700 weitere verletzt.

Borrell mahnte eine politische Lösung für den Konflikt an. „Wir können es uns nicht leisten, dass der Sudan implodiert. Das würde Schockwellen in ganz Afrika auflösen“, sagte er. Berichten des britischen Senders BBC zufolge haben die Kämpfe in Khartum am Montag etwas abgenommen.

Von den 311 durch die Bundeswehr Evakuierten sind nach Angaben des Verteidigungsministeriums rund die Hälfte deutsche Staatsbürgerinnen und -bürger. Laut der Bundesregierung haben sich mehrere hundert deutsche Staatsangehörige für eine Evakuierung registriert. Das Außenamt geht davon aus, dass noch weitere Deutsche im Sudan sind. Viele könne man telefonisch nicht erreichen, sagte ein Sprecher. Einige hätten die Hauptstadt Khartum auf anderem Wege verlassen. Grünes Licht für den Bundeswehreinsatz muss der Bundestag nachträglich geben. Wie Regierungssprecher Steffen Hebestreit mitteilte, sollte dem Parlament noch am Montag ein vom Kabinett abgestimmter Mandats-Entwurf zugeleitet werden.

Sudanesische Beschäftigte der deutschen Auslandsvertretung und der deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) wurden nicht ausgeflogen. Es gebe einen gesetzlichen Auftrag für die deutschen Staatsangehörigen, sagte ein Außenamts-Sprecher. Demnach arbeitet für die Auslandsvertretung eine „zweistellige Zahl“ Beschäftigter. In den Projekten der GIZ sind laut Entwicklungsministerium 103 lokal Beschäftigte angestellt.

Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn mahnte an, die lokale Bevölkerung im Sudan nicht zu vergessen. Was in dem Land passiere, sei eine große Katastrophe, sagte er vor dem EU-Außenminister-Treffen: „Denken wir auch an die Menschen, die nicht evakuiert werden können, die im Sudan leben.“ Wegen der Kämpfe sind viele Menschen den Vereinten Nationen zufolge in die Nachbarländer Tschad, Ägypten und Südsudan geflohen.

Die humanitäre Lage war im Sudan bereits vor den jüngsten Kämpfen sehr schwierig. Laut den UN brauchten knapp 16 Millionen Menschen Hilfe zum Überleben, rund ein Drittel der Bevölkerung. Nun sind in der Hauptstadt Khartum sowie in der westlichen Darfur-Region viele Gesundheitseinrichtungen wegen fehlenden Arzneien und Materialien nur noch eingeschränkt in Betrieb. Auch die Helferinnen und Helfer sind durch die Kämpfe bedroht. So wurden vier Beschäftigte der Vereinten Nationen getötet. Internationale Organisationen können kaum Hilfe leisten.

Auch die Projekte der Welthungerhilfe sind aus Sicherheitsgründen ausgesetzt, wie die für den Sudan zuständige Regionaldirektorin, Andrea Padberg, dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte. In den weniger umkämpften Regionen werde geprüft, unter welchen Bedingungen die Arbeit wieder aufgenommen werden könne. Die etwa 200 Welthungerhilfe-Mitarbeitenden seien noch im Land. Es werde daran gearbeitet, die drei internationalen Angestellten in Sicherheit zu bringen.

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