Migration: Studie fordert mehr Information zum Schutz vor Ausbeutung

Berlin - Im Zuge der geplanten Erleichterungen zur Einwanderung von Arbeitskräften nach Deutschland mahnen Migrationsexperten eine bessere Beratung der Betroffenen an, damit sie nicht Opfer prekärer oder unrechtmäßiger Arbeitsverhältnisse werden. Ausländische Arbeitskräfte seien im Niedriglohnsektor überrepräsentiert, sagte der Politikwissenschaftler Holger Kolb am Dienstag bei der Vorstellung einer Studie des Sachverständigenrats für Integration und Migration zum Thema am Dienstag in Berlin. Prekäre Arbeitsverhältnisse seien zwar kein generelles, aber durchaus weit mehr als Einzelfallphänomen, sagte er.

Kolb führte aus, die Schutzstandards für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer seien in Deutschland hoch. Es sei aber sehr voraussetzungsreich, seine Rechte notfalls einzuklagen. Daher müssten ausländische Arbeitskräfte besser über ihre Rechte informiert werden.

Die Bundesregierung will angesichts des Fachkräftemangels in Deutschland mehr ausländische Arbeitskräfte gewinnen und deswegen die Erwerbsmigration erleichtern. Kolb sagte, dies betreffe nicht nur Hochqualifizierte, sondern auch Menschen ohne formale Qualifikation.

Für Letztere sieht er das Risiko, in prekärer Beschäftigung gefangen zu werden. Arbeitsverhältnisse in diesem Bereich seien für ausländische Fachkräfte beispielsweise durch lange Arbeitszeiten oftmals so ausgestaltet, dass es kaum möglich sei, nebenbei Deutsch zu lernen, sich weiter zu qualifizieren oder Berufsabschlüsse anerkennen zu lassen. Dies führe dazu, dass die Menschen kaum eine Chance hätten, aus der Situation herauszukommen. „Es wird ein Klebeeffekt erzeugt“, sagte er.

Betroffene Branchen sind nach seinen Angaben der Bau, die Landwirtschaft, häusliche Pflege und die Nahrungsmittelindustrie. Das quantitative Ausmaß hat die Studie des Sachverständigenrats dabei nicht erhoben. Kolb und zwei weitere Forscherinnen haben 38 qualitative Interviews mit denjenigen geführt, die mit ausländischen Arbeitskräften Kontakt haben, etwa aus Vermittlungsstellen, von Gewerkschaften, Beratungsstellen der Wohlfahrtsverbände und Vertretungen von Arbeitgebern.

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