UN: Hungerzahlen werden nach Aus für Getreideabkommen steigen

Berlin - Das Aus für das Abkommen zur Ausfuhr von Getreide aus der Ukraine wird nach Einschätzung des Direktors des UN-Welternährungsprogramms (WFP) in Berlin, Martin Frick, für mehr Hunger auf der Welt sorgen. Die Entscheidung Russlands, die Vereinbarung aufzukündigen, werde sich unmittelbar auf die Preise durchschlagen, sagte Frick am Dienstag im Deutschlandfunk. Das treffe jene Menschen am härtesten, die ohnehin schon einen „Löwenanteil“ ihres Einkommens für Grundnahrungsmittel ausgeben müssten. 

Bereits heute seien 345 Millionen Menschen weltweit von extremer Ernährungsunsicherheit betroffen, sagte Frick. Er rechne damit, dass die Hungerzahlen nun weiter steigen. Eine „Hauptschlagader des globalen Lebensmittelexports“ werde unterbrochen, warnte der UN-Vertreter. Zugleich betonte er, dass sich der Handel über den Landweg in der Ukraine stark entwickelt habe. Vor dem Angriff Russlands haben die Ukraine fast ausschließlich über den Schwarzmeer-Korridor exportiert. 

Die russische Regierung hatte am Montag angekündigt, die sogenannte Schwarzmeer-Getreide-Initiative nicht zu verlängern. Mithilfe des Abkommens wurden in den vergangenen Monaten trotz des Krieges mehrere Millionen Tonnen landwirtschaftlicher Güter aus der Ukraine über den Seeweg exportiert. Durch die Entscheidung Russlands endete das Abkommen am Montagabend. Die Ukraine, aber auch Russland, zählten vor dem Krieg zu den weltweit größten Getreideexporteuren.

Die Begründung Russlands für das Ende des Abkommen, Gegenleistungen seien nicht erfüllt worden, wies Frick zurück. So seien etwa die Exporte für russische Düngemittel fast auf Vorkriegsniveau angekommen. 

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