Europarat fordert Untersuchung von Schiffsunglück vor Griechenland

Straßburg, Brüssel - Der Europarat fordert von den griechischen Behörden eine wirksame und umfassende Untersuchung des Schiffsunglücks vom 14. Juni mit hunderten Toten. In einem am Freitag in Straßburg veröffentlichten Brief an den griechischen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis wies die Menschenrechtskommissarin des Europarates, Dunja Mijatović, darauf hin, dass Griechenland rechtlich verpflichtet sei, die Fakten zu ermitteln und die Verantwortlichen zu bestrafen. Auch eine mögliche Verwicklung der Küstenwache müsse aufgeklärt werden.

Mindestens 500 Menschen starben, als das Schiff „Adriana“ mit bis zu 750 Flüchtlingen an Bord vor der Küste Griechenlands kenterte. Die meisten Insassen des völlig überfüllten Bootes stammten aus Syrien, Ägypten und Pakistan. „Meiner Ansicht nach ist der Schiffbruch vom 14. Juni leider kein Einzelfall“, schrieb Mijatović. Die Ermittlungen dürften sich nicht allein auf mutmaßliche Schleuser beschränken. Es gebe übereinstimmende Aussagen, nach denen Mitglieder der Küstenwache in den Untergang des Schiffes verwickelt gewesen seien. Die Menschenrechtskommissarin äußerte sich besorgt über Berichte von Unregelmäßigkeiten bei der Beweissicherung und Vorwürfe, wonach Druck auf Überlebende ausgeübt worden sei.

Das Unglück müsse Anlass sein, den Umgang mit Geflüchteten und Migranten, die auf dem Seeweg ankommen, auf politischer und praktischer Ebene zu überdenken, forderte Mijatović. Der 46 Mitgliedsländer zählende Europarat ist von der EU unabhängig. Er sitzt in Straßburg und hat den Schutz von Menschenrechten sowie die Förderung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zum Ziel.

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