Wirtschaftselite und Lobbyisten ohne ökologisches Bewusstsein

wir freuen uns, Ihnen heute wieder den exklusiven Newsletter für Unterstützer und Abonnenten zuzuschicken. Diesmal geht es um Frauen von Arbeitsmigranten, um Lobbyisten ohne ökologisches Bewusstsein und darum, wie soziale Sicherung in Entwicklungsländern gelingt.

Heute hat in Brüssel der EU-Gipfel begonnen, auf dem die Regierungschefs unter anderem wieder über den umstrittenen Asylkompromiss diskutieren. Bei uns geht es diese Woche um Menschen, die nicht vor Krieg und Gewalt fliehen, sondern in der Hoffnung auf ein besseres Leben ihre Heimat verlassen. Besser gesagt: Es geht um die Frauen und Kinder von Arbeitsmigranten, die in der Heimat geblieben sind. Magdalena und Noel Rojo haben mehrere Jahre lang Frauen aus Mexiko, Indien und dem Senegal begleitet, deren Männer ins Ausland gegangen sind, um dort zu arbeiten. Das Leben der Frauen hat sich dadurch gehörig verändert: Manches ist schlechter geworden, manches aber auch besser. 

Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre

Melanie Kräuter
Redakteurin  

Das bewegt die Redaktion

"welt-sichten"-Chefredakteur Bernd Ludermann musste jüngst wegen Visaproblemen ein Treffen mit dem Leiter eines Verbandes von Genossenschaftsbanken in Kamerun kurzfristig streichen. Nein, er wollte nicht nach Kamerun reisen, und das wäre auch kaum am Visum gescheitert. Die Probleme machen deutsche Behörden dem kamerunischen Geschäftsmann: Er hat in Deutschland promoviert, ist Dutzende Male hier und in Westeuropa gewesen und hatte bisher stets innerhalb von einigen Tagen ein Visum bekommen. Nun muss das digital bei der deutschen Botschaft beantragt werden, und nach fünf Wochen gab es noch keine Reaktion. Nachfragen, etwa wann man mit Antwort rechnen kann, sind nicht vorgesehen. Das ist kein Einzelfall: Hilfswerke und Kirchen erwähnen immer mal wieder, dass ihre Partner aus Afrika nur unter großen Schwierigkeiten ein Visum für einen Besuch erhalten. Manchmal entsteht der Eindruck, dass deutsche Behörden befürchten, ein Bischof aus Afrika wolle sich hier Sozialhilfe erschleichen. Der Völkerverständigung und dem Dialog auf Augenhöhe, von denen man im Auswärtigen Amt und im Entwicklungsministerium gern redet, dient das definitiv nicht. Für uns ist der Schaden nicht so groß: Das Gespräch mit dem Banker aus Kamerun kann digital stattfinden. Aber oft ist das eben doch kein vollwertiger Ersatz für persönliche Begegnungen. 

Neu auf welt-sichten

Grüne Phrasen vom Weltwirtschaftsforum: Das WEF verkündet Initiativen für nachhaltigen Flugverkehr und grüne Agrar-Lieferketten. Beide zeigen, dass große Teile unserer Wirtschaftseliten die Dringlichkeit der ökologischen Krise nicht begreifen können oder wollen, kommentiert Bernd Ludermann. 

„Ein Rezept für Entwicklung reicht nicht“: Geber wie Deutschland und die Weltbank wollen Entwicklungsländer beim Ausbau des Sozialschutzes unterstützen. Der ist aber ebenso wie wirtschaftliche Entwicklung keine technische, sondern eine politische Frage, betont Stefan Dercon: Eine Voraussetzung für Sozialtransfers ist, dass die Eliten im Land sie unterstützen. 

Verschiebung der Hilfe vom Süden zur Ukraine: Laut dem jüngsten Entwurf zur Strategie der internationalen Zusammenarbeit der Schweiz in den Jahren 2025-2028 soll die Ukraine besondere Unterstützung erhalten. Die Etats für andere Länder werden nicht erhöht. Hilfswerke kritisieren Teile des Entwurfs, berichtet Samanta Siegfried. 

„Ist Gott ein Grüner?“ Diese Frage hat die Stiftung Weltethos in Tübingen Ende Juni Vertretern von in Deutschland eher kleineren Religionsgemeinschaften gestellt. Katja Dorothea Buck hat sich Antworten aus dem muslimischen Sufismus und der Sikh-Religion auf den Klimawandel angehört. 

Medienschau: Worüber andere berichtet haben

Abgewatscht: Die haitianische NGO OPODNE hat mehrmals versucht, mit der US-amerikanischen Entwicklungsagentur USAID zusammenzuarbeiten und Geld für ihre Landwirtschaftsprojekte zu bekommen. Doch USAID hat lieber Geld an internationale Player gegeben, die von den Begebenheiten vor Ort nichts verstehen, berichtet "Devex"

Abgesagt: Weil in Äthiopien in großem Stil Nahrungsmittelhilfe abgezweigt wurde, haben USAID und das UN-Welternährungsprogramm WFP sie gestoppt. Die schrecklichen Folgen in Tigray schildert Samuel Getachew in "The New Humanitarian": Täglich sterben viele Menschen an Hunger, vor allem Kinder. 

Appelliert: Die Tochter des südafrikanischen Freiheitskämpfers und Erzbischofs Desmond Tutu appelliert im "Guardian" eindringlich an die Regierung Ugandas, das Anti-Homosexualitätsgesetz zu kippen und jeden Afrikaner als "Kind Gottes" zu behandeln. Das Gesetz werde eine "neue Apartheid" schaffen.  

Denkfabrik: Was Fachleute sagen

Kreative Buchführung bei der Weltbank: Die Weltbank vergibt viele Kredite für Klimaschutz und Anpassung an die Erderhitzung. Doch wie geförderte Projekte diesen Zielen dienen, ist laut einer neuen Studie teils nicht nachvollziehbar. Bernd Ludermann hat sie gelesen. 

Podcast-Tipp: Über das Treffen für einen neuen Finanzpakt, das Präsident Emmanuel Macron kürzlich in Paris ausgerichtet hat, spricht Raj Kumar im Podcast von "Devex" mit Vince Chadwick. Chadwick war für Devex in Paris. Er erzählt von der Stimmung dort, und die beiden diskutieren über den Stellenwert des Treffens: Gibt es nicht andere angemessenere Foren für Verhandlungen, zum Beispiel über die Verschuldungskrise? Wurden die UN hier beiseitegedrängt? Und lenkt der Plan, die Kreditvergabe der Weltbank auszuweiten, nur davon ab, dass reiche Länder das versprochene Geld für den Süden nicht bereitstellen? Interessantes Gespräch in leider mäßiger Tonqualität.

Mitmachen: Finanzstabilität sichern

Das instabile globale Finanzsystem hat heftige Auswirkungen in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern. Die Bürgerbewegung Finanzwende fordert Finanzminister Christian Lindner auf, jetzt das Versprechen auf Finanzstabilität von 2008 endlich einzulösen. Unser "Mitmachen".

Ausblick: Was nächstes Wochenende ansteht

Nächstes Wochenende sind in Augsburg die "Bayerischen Eine Welt-Tage": Am 7. und 8. Juli treffen sich die (bayerischen) Eine Welt-Akteure im "Kongress am Park", wo die neuesten Trends bei fair gehandelten Produkten präsentiert werden. Außerdem informieren Organisationen über Bildung, Globales Lernen oder fairen Handel sowie Eine-Welt-Partnerschaften. Alle Infos zum Programm gibt es hier. Der Eintritt ist frei.

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