Keine Ölförderung im Yasuní-Nationalpark

gute Nachrichten aus Ecuador: Dort hat die Bevölkerung am vergangenen Sonntag in Volksabstimmungen die Erdölförderung und den Bergbau in zwei Naturschutzgebieten gestoppt. Schlagzeilen hat vor allem das Votum gegen die Ölförderung im Yasuní-Nationalpark im Amazonas-Regenwald gemacht. Bereits vor elf Jahren hatte die Regierung des lateinamerikanischen Staates ein Abkommen mit den Vereinten Nationen geschlossen, nach dem sie auf die Ölförderung in Yasuní verzichten werde, wenn andere Länder zum Ausgleich in einen Fonds zum Schutz des Nationalparks einzahlen. Daraus ist nichts geworden, weil sich zu wenige Länder fanden, die zu dem Fonds beitragen wollten - auch Deutschland hat das seinerzeit im Namen des damaligen sogenannten Entwicklungsministers Dirk Niebel (FDP) abgelehnt.

Jetzt haben also die Bürgerinnen und Bürger von Ecuador entschieden. Unser Autor Knut Henkel hat den ecuadorianischen Menschenrechtsanwalt Mario Melo gefragt, wie er das "Nein" bewertet. Melo nimmt außerdem Stellung zum Ergebnis der Präsidentschaftswahlen in Ecuador und zu der sich verschlechternden Sicherheitslage in dem Land - die keine so gute Nachricht ist.

Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre,

Tillmann Elliesen

Das bewegt die Redaktion

Heutet endet im südafrikanischen Johannesburg das Gipfeltreffen der BRICS-Gruppe, zu der Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika gehören. Aus Brasilien hätten wir gern erfahren, mit welchen Erwartungen die Regierung dort in das Treffen gegangen ist. Auf die Schnelle haben wir aber keinen geeigneten Gesprächspartner auf der anderen Seite des Atlantiks gefunden. Klar ist: Brasilien war skeptisch, ob BRICS neue Mitglieder aufnehmen soll. Vor allem China wollte das - und hat sich in Johannesburg durchgesetzt. Ab nächstem Jahr wird der Bund der Schwellenländer wohl "BRICS plus" heißen, denn sechs neue Mitglieder kommen dazu: Argentinien, Ägypten, Äthiopien, Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Das hat uns in der Redaktion durchaus überrascht. Anfang des Jahres habe ich noch orakelt, so schnell würden sich die bisherigen Mitglieder wohl nicht auf eine Erweiterung einigen. So kann man sich irren! Offen ist, ob mehr Mitglieder tatsächlich mehr Einfluss auf der Weltbühne bedeuten oder lediglich mehr Streit untereinander. Schon die bisherigen Mitglieder sind sich ja in vielen Angelegenheiten nicht grün.

Neu auf "welt-sichten"

"Wir haben eine Welternährungskrise", sagt Ralf Südhoff, der Direktor der Berliner Denkfabrik Centre for Humanitarian Action. Es sei unmöglich zu schaffen, den Hunger bis zum Jahr 2030 zu beseitigen. Um wenigstens den Anteil der Hungernden an der Weltbevölkerung wieder zu senken, müssten die Staaten Afrikas mehr in die Landwirtschaft investieren - und reiche Länder sie dabei unterstützen, statt wie Deutschland die Mittel zu kurzen.

Simbabwe hat gewählt: Der Präsidentschaftskandidat der Opposition, Nelson Chamisa, gab sich gestern schon mal siegesgewiss. Bisher allerdings hat die Regierungspartei ZANU-PF noch jeden Urnengang in den vergangenen Jahren für sich entscheiden können - und vorher oft mit unfairen Mitteln gekämpft. Das war dieses Mal nicht anders, berichtet Vimbai Chaumba Kwashirai.

Nigerias Christen streiten über Religionsunterricht: Die Katholische Kirche in Nigeria lehnt Pläne für einen staatlichen Rat für christliche Bildung als Angriff auf die Autonomie der Kirchen im Bildungswesen ab. Dabei hat der größte kirchliche Dachverband, dem die katholische Kirche angehört, diesen Rat vorgeschlagen, berichtet Katja Dorothea Buck.

Essen verteilen statt verschwenden: Der ehemalige Koch Elijah Amoo Addo hat in Offinso in Ghana eine inzwischen landesweite Essensausgabe für Bedürftige gegründet. Eine neue Folge unserer Serie "Was tut sich in...?" aus der Feder von Isaac Kaledzi. 
Noch immer interessant

Ab morgen soll es in unseren Gefilden ja wieder kühler werden. Endlich!, mag manch einer da stoßseufzen. Dieser europäische Sommer hat eine Ahnung vermittelt, was uns an Wetterkapriolen als Folge des Klimawandels bevorsteht. Worauf müssen wir uns, worauf muss die Welt sich einstellen? Dieser Frage geht nicht nur die Wissenschaft nach, sondern auch die Literatur - in der sogenannten Climate Fiction, der sich zunehmend auch Autorinnen aus Ländern des globalen Südens widmen. Hier finden Sie vier immer noch interessante Lesetipps: Geschichten aus einer schwierigen Zukunft.

Apropos Zukunft: Der deutsche Expertenrat für Klimafragen hat der Bundesregierung Anfang der Woche in einem Gutachten bescheinigt, dass sie gegen das Klimaschutzgesetz verstößt, wenn sie nicht mehr tut, um den Ausstoß von Treibhausgasen zu senken. Statt gegen diesen Missstand aufzubegehren beziehungsweise etwas dagegen zu tun, attackieren etliche Kommentatoren und Politiker lieber weiter junge Leute, die das nicht einfach hinnehmen wollen. Meine Meinung dazu hat sich seit vergangenem Jahr nicht geändert: Straßenblockierer sind keine Terroristen. 

Medienschau: Worüber andere berichten

Frieden schaffen mit ruandischen Waffen? Im Norden von Mosambik haben von Ruanda entsandte Truppen offenbar eine von Islamisten gekaperte bewaffnete Rebellion niedergerungen. Könnten Soldaten aus dem kleinen Staat in Zentralafrika das auch in anderen Krisenregionen auf dem Kontinent schaffen? Das Onlineportal "PassBlue" ist dieser Frage nachgegangen - und kommt zu gemischten Ergebnissen.

UN-Mitglieder blockieren sich gegenseitig bei SDG-Erklärung: Mitte September treffen sich die Staaten dieser Welt bei den Vereinten Nationen in New York, um Halbzeitbilanz auf dem Weg zu den UN-Nachhaltigkeitszielen (SDGs) zu ziehen. Laut "Devex" blockieren einzelne Mitglieder den Entwurf einer Abschlusserklärung des Gipfels: Islamische Staaten wollen den Hinweis auf Frauenrechte weniger prominent und die USA haben Einwände gegen die Forderung, das internationale Finanzsystem grundlegend umzugestalten.

Denkfabrik: Was Fachleute sagen

Englisch 1, Hausa 6: Viele KI-gestützte Textgeneratoren wie Google Translate können mit Sprachen von Völkern im globalen Süden nichts anfangen. Engagierte Forscher und IT-Tüftler aus aller Welt wollen das ändern, berichtet das Magazin "Science". Einer dieser Tüftler ist der peruanische Informatiker Arturo Oncevay, der die Maschinen die Sprachen der Amazonasvölker lehren will und über dessen Arbeit Hildegard Willer für uns berichtet hat.

Hilfreiche Hilfe zur Anpassung an den Klimawandel? Das Evaluierungsinstitut DEval hat Maßnahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit in den Bereichen Landwirtschaft, Wasser und Umweltschutz ausgewertet. Die Bilanz ist durchwachsen, manche Ansätze bringen aber gute Ergebnisse. Melanie Kräuter hat sich die Studie angesehen.

Ausblick

Wie kann eine Ernährung aussehen, die nicht auf Ungleichheit, Ausbeutung und Umweltzerstörung beruht? Um diese Frage geht es im Seminar "Ernährung der Zukunft" vom 8. bis zum 10. September in Staufenberg in Niedersachsen. Zu den Workshops werden Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Ländern des globalen Südens online dazugeschaltet. Wer dabei sein will, ist eingeladen, sich aktiv in die Gestaltung des Programms einzubringen. Veranstalterin ist Engagement Global, die Anmeldung ist bis zum 1. September möglich.

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