welt-sichten im Juni zum Thema Ungleichheit

Brasiliens Finanzminister Fernando Haddad hat im Frühjahr im Club der großen Industrie- und Schwellenländer (G20), dem das Land gerade vorsitzt, Klartext geredet: Es sei untragbar, dass das reichste Prozent der Weltbevölkerung 43 Prozent des Finanzvermögens besitze und so viel Treibhausgase ausstoße wie die ärmeren zwei Drittel. Zumindest die kleine Gruppe der Superreichen will Haddad weltweit mehr besteuern: Brasilien schlägt vor, dass Milliardäre mindestens Steuern in Höhe von zwei Prozent ihres Vermögens zahlen; jetzt zahlen die meisten dank Steuergestaltung viel weniger und ihre Vermögensrenditen sind in der Regel höher.

Recht hat er. Hohe soziale Ungleichheit ist in vieler Hinsicht schädlich – auch wenn nicht stimmt, dass sie global wächst, so meine Einleitung zu diesem Heft. Guy Standing führt die enorme Konzentration von Reichtum und Macht und ihre Kehrseite, das neue Prekariat, auf eine Wirtschaftsordnung zurück, die von wenigen Großkonzernen und der Finanzindustrie dominiert wird. Dennoch können Regierungen, auch die armer Länder, für eine gerechtere Verteilung des Wohlstands und mehr Chancengleichheit sorgen; das zeigt Swati Narayan am Beispiel von Südasien. Und in Kenia setzt sich Everlyn Kavenge Muendo vom Tax Justice Network Africa dafür ein, dass Konzerne und Reiche mehr Steuern zahlen, erklärt sie im Interview. Auch Gemeingüter zu schützen, hilft gerade Ärmeren. Dennoch werden in der Karibik die letzten öffentlichen Strände privatisiert, berichtet Sandra Weiss; der Widerstand dagegen aber wächst. 

Was finden Sie noch in diesem Heft? Wie die Ukraine angesichts von Russlands Bombardement ihre Energieversorgung zu sichern versucht, hat Tillmann Elliesen dort erfahren. Frank Braßel erklärt, warum Drogenbanden in Ecuador schalten und walten können. Wie Ruanda sich zur Ordnungsmacht in Afrika aufbaut und davon profitiert, analysiert Florent Geel. Und Katja Hanke stellt die engagierte und mutige Radiomoderatorin Noeun Sreynoch aus Kambodscha vor.

Eine interessante Lektüre wünscht

Eine Familie in Rocinha, Brasiliens größtem Armenstadtteil von Rio de Janeiro.
Viviane Moos/Corbis via Getty Images
Eine Familie in Rocinha, Brasiliens größtem Armenstadtteil von Rio de Janeiro.
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