Geschmuggelte Delikatesse

Liebe Leserinnen und Leser,

in vielen Regionen Afrikas ist das Fleisch von Wildtieren eine wichtige Nahrungsquelle. Jäger machen hier sehr unterschiedliche Beute, darunter Nagetiere, Stachelschweine, Schlangen und manche Affenarten. Manches Wildfleisch ist jedoch unter Afrikanerinnen und Afrikanern in Europa eine begehrte Delikatesse und wird deshalb zunehmend eingeschmuggelt. Laura Salm-Reifferscheidt und Nyani Quarmyne sind den Spuren des verbotenen Handels nachgegangen und finden, dass er nicht nur geschützte Tierarten bedroht, sondern auch die Gefahr von Zoonosen erhöht, also dass Krankheitserreger von Tieren auf Menschen überspringen. 

Spannende Lektüre wünscht

Das bewegt die Redaktion

Dass Zoonosen eine echte Gefahr sind, zeigt ein Virus, das sich zurzeit in Zentralafrika ausbreitet: Mpox. Das Afrikanische Zentrum für Krankheitsvorbeugung und -kontrolle hat die Infektion, die von Zentralafrika aus inzwischen 16 Länder erfasst hat, zum afrikaweiten Gesundheitsnotstand erklärt. Der Erreger ist eine Art Pockenvirus, stammt von Affen und wird durch Berührung übertragen. Drei bis vier Prozent der Infizierten sterben daran, erklärt eine Expertin – mehr als im Fall von Covid-19 zur Zeit der Pandemie. Helfen würden bekannte Pockenimpfstoffe, doch davon sind nur kleine Mengen verfügbar. Die Gefahr neuer Seuchen wird offenbar weiter unterschätzt, so lange die sich nur in armen Ländern ausbreiten. Ein besserer global abgestimmter Gesundheitsschutz ist dringend nötig – ein Thema, das wir Anfang 2025 zum Schwerpunkt unseres Heftes machen wollen.

Neu auf "welt-sichten"

Symbol der Nation: Die Basketballer des Südsudan haben es erstmals zu olympischen Spielen geschafft. Acuil Malith Banggol, ein Erfinder der Nationalmannschaft, erzählt, wie das gelungen ist, wie er vom Basketballer zum Freiheitskämpfer wurde und wie Sport Versöhnung fördert.

Partei der Engstirnigkeit: Die FDP will das Entwicklungsministerium abschaffen. Ein durchsichtiges Ablenkungsmanöver, findet Tillmann Elliesen.

Heimlicher Rückschritt: Ende Juli ist das europäische Lieferkettengesetz in Kraft getreten, das nun die Mitgliedstaaten umsetzen müssen. Die Bundesregierung hat es damit eilig und will dem Mittelstand Berichtspflichten ersparen, schreibt Marina Zapf.

Mehr Gleichberechtigung: Organisationen von Zugewanderten haben es in der Entwicklungspolitik immer noch schwerer als einheimische. In Baden-Württemberg wollen sie das jetzt ändern, berichtet Claudia Mende.

Das könnten Sie verpasst haben

Es geht naturnah: Ugandas autoritäre Regierung hat eine Wendung der Landwirtschaft zur Agrarökologie zur nationalen Strategie ausgerufen. Davon hatte sie der Gründer der Slow-Food-Bewegung in Uganda überzeugt, berichtet Simone Schlindwein. Sie hat Schulgärten besucht und eine Bäuerin, die andere im ökologischen Anbau schult, und findet: Das Rezept geht auf.

Kettensäge auch gegen Frauenrechte: In Argentinien schafft der ultrarechte Präsident Javier Milei die über Jahrzehnte erstrittenen Errungenschaften der Frauenbewegung ab. Drohungen gegen Aktivistinnen häufen sich und die Zahl der Frauenmorde nimmt zu – aber der Widerstand auch, berichtet Gerhard Dilger.

Noch immer interessant

Expansion: Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall will für 950 Millionen US-Dollar einen Rüstungszulieferer in den USA kaufen. Das soll offenbar die Chance verbessern, bei zwei US-Großaufträgen zum Zug zu kommen. Ein Anlass, noch einmal nachzulesen, was mein Kollege Tillmann Elliesen zum Aufschwung der Tötungsgeräte-Hersteller seit dem Ukraine-Krieg geschrieben hat.

Medienschau: Was andere berichten

Verdächtig: Im Juli starb Malawis Vizepräsident Saulos Klaus Chilima bei einem Flugzeugabsturz. Nur wenige Wochen vorher wurde eine Untersuchung zu Korruptionsvorwürfen gegen ihn gestoppt. Das wirft die Frage auf, wie ernst die Regierung es mit ihrem Kampf gegen Korruption meint, schreibt "Foreign Policy".

Noch wenig Wirkung: In Haiti hat sich seit dem Start der internationalen Polizeimission im Juli die Lage nicht verbessert. Betroffen von der Gewalt sind vor allem Kinder, die von Gangs zunehmend als Kämpfer missbraucht werden, berichtet "passblue.com".

Kreativ zählen: Präsident Paul Kagame will bei den jüngsten Wahlen in Ruanda ganze 99,86 Prozent der Stimmen erhalten haben. Filip Reyntjens zeigt anhand von Zahlen der Wahlkommission selbst, dass diese nicht Stimmen gezählt, sondern sie zugeteilt hat.

Denkfabrik: Was Fachleute sagen

Der Fisch stinkt vom Kopf: Die Demokratie ist in vielen Ländern unter Druck. Aber das liegt nicht daran, dass sie zu wenig für Bürgerinnen und Bürger leistet, sondern an den Eliten, findet eine neue Studie. Bernd Ludermann hat sie mit Gewinn gelesen.

Wie klimaschädlich ist Afrikas Wirtschaftswachstum? Auf absehbare Zeit fällt es kaum ins Gewicht, finden Forschende mit Hilfe von vier Szenarien. Afrikaner brauchen mehr Energie und können sie erneuerbar erzeugen; reiche Länder sollten ihnen helfen, das ungünstige Szenario „vorwiegend fossil“ zu meiden.

Klartext in "Foreign Policy": Mit erneuerbaren Energien zu kämpfen ist unmöglich – das Militär, hier der USA, wird noch Jahrzehnte riesige Mengen CO2 ausstoßen, bis es neue Basistechnik erfunden hat, schreibt ein Fachmann. Man hat’s geahnt, aber darf man Armeen dann so weitermachen lassen?

Buchtipp

Mit Steuern umverteilen: Ein schmales Buch erklärt, warum welche Steuern mehr oder weniger sinnvoll sind. Und es plädiert für radikale Änderungen mit dem Ziel, Vermögen umzuverteilen. Ich stelle es vor.

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