Warum Kriege beilegen jetzt schwierig ist

Liebe Leserinnen und Leser,

über all den Kriegsnachrichten vergisst man oft: Viel mehr Menschen treten für Frieden und die Eindämmung von Gewalt ein als für organisiertes Morden. Aber nimmt nicht die Zahl der Kriege und ihrer Opfer seit über einem Jahrzehnt wieder zu? Das stimmt leider, zeige ich in meiner Einleitung zu unserem neuen Heft über Friedenskräfte. Eine historisch gesehen ungewöhnlich friedliche Epoche nach dem Kalten Krieg scheint zu Ende. Das liegt aber nicht daran, dass sich in Afrika, dem Nahen Osten oder Myanmar niemand für Frieden einsetzt. Der Hauptgrund ist vielmehr, dass die Großmächte Bürgerkriege wieder schüren, statt sie gemeinsam beizulegen, und Mittelmächte wie die Türkei und Saudi-Arabien ihnen darin folgen. Die US-Regierung unter Donald Trump beschleunigt nun die Auflösung der vom Westen dominierten Weltordnung und untergräbt offen das Völkerrecht. Vielleicht aber kann dieser Umbruch auch Chancen eröffnen, manche Kriege beizulegen, schreibe ich. Friedenskräfte haben Gegenwind, aber sie machen weiter.

Einen friedlichen Feiertag wünscht

Neu auf welt-sichten

Blindes Vertrauen: Jozef Síkela, der für Entwicklungspolitik zuständige EU-Kommissar, vertraut auf den Segen von Privatinvestitionen und lobt die Global-Gateway-Initiative. Auf manche Nachfragen hat er aber keine überzeugenden Antworten, berichtet Tillmann Elliesen.

Teures Getränk: Die Kaffeepreise sind in den vergangenen Monaten enorm gestiegen. Woran das liegt und was diejenigen davon haben, die den Kaffee anbauen, erklärt der Kaffeeröster Marcel Hackler im Interview mit Barbara Erbe.

Der Streit geht weiter: Österreich ringt um seine Haltung zum Handelsabkommen der EU mit dem Mercosur. Während die wirtschaftlichen Argumente dafür lauter werden, äußern Umwelt- und Entwicklungsorganisationen Bedenken, berichtet Milena Österreicher.

Langer Weg zum Frieden: Die Regierung der DR Kongo hat sich mit der Rebellenmiliz M23 auf eine Kampfpause geeinigt und führt Friedensgespräche mit Ruanda, das die M23 unterstützt. In der Stadt Goma, die die M23 erobert hat, herrschen jedoch Angst und Not, schreibt Constantin Leclerc.

Was Sie verpasst haben könnten

Das Öl fließt weiter: In Ecuador ist Daniel Noboa klar wiedergewählt worden. Dabei regiert er nicht nur autoritär. Er ignoriert auch das Volksvotum von 2023, die Erdölförderung in einem Teil des Yasuní-Nationalparks einzustellen, berichtet Knut Henkel. 

Am Tisch mit den Großen:  Die Schweiz war von 2023 bis 2024 erstmals Mitglied im UN-Sicherheitsrat. Sara Hellmüller hat die Zeit wissenschaftlich begleitet und erklärt im Interview, was die Schweiz erreicht hat und wie das gelungen ist.

Noch immer interessant

Urteil gegen Goldene Pässe: Malta darf seine Staatsbürgerschaft nicht länger verkaufen, hat der Europäische Gerichtshof geurteilt. Es ist nicht das einzige Land, das schwerreichen Ausländern Pässe verkauft. Kristin Surak hat vor einem Jahr bei uns erklärt, warum vor allem kleine Länder das tun, welche großen nun damit anfangen, wer solche Pässe kauft und welche Folgen das hat. Noch immer spannend.

Buchtipp

Nötig, aber unvollkommen: Der Völkerrechtler Gerd Hankel bekräftigt in seinem Buch "Fernes Unrecht, Fremdes Leid", dass internationales Recht und ein Völkerstrafrecht nötig sind, fragt aber auch, ob es internationale Gerechtigkeit geben kann und wer bestimmt, was Unrecht ist. Anja Ruf empfiehlt das Buch – und wir empfehlen auch den Artikel von Gerd Hankel in unserem neuen Heft.

Aus unserem Partnernetzwerk

Wir kooperieren mit anderen Organisationen, die sich mit dem globalen Süden befassen. Hinweise auf interessante Beiträge unserer Partner finden Sie im Kasten „Aus unserem Partnernetzwerk“  – so zurzeit auf einen Beitrag des Magazins Südostasien, das sich mit dem Konflikt zwischen Indonesien und Osttimor und dessen Beilegung beschäftigt. Und die Infostelle Peru berichtet über eine indigene Umweltschützerin, die den Goldmann-Preis verliehen bekommen hat. Schauen Sie mal rein.

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