Letzte Woche haben sich Delegierte aus 130 Ländern in Berlin beim sogenannten Peacekeeping Ministerial getroffen: Es ging um aktuelle Probleme und die Zukunft von UN-Friedensmissionen. „UN-Blauhelme sind ein klarer Beweis für die Macht multilateralen Handelns, Frieden zu sichern, zu schaffen und zu erhalten“, sagte UN-Generalsekretär Antonio Guterres in seiner Rede. Leider steht der Multilateralismus enorm unter Druck und Großmächte können sich immer weniger auf solche Friedensoperationen einigen, hat mein Kollege Bernd Ludermann im aktuellen Heft geschrieben.
Ein weiteres großes Problem ist, dass mancherorts die vermeintlichen Beschützer zur Gefahr werden. Das berichtet Barbara Debout, die mit Frauen in der Zentralafrikanischen Republik gesprochen hat, die von UN-Blauhelmen der Mission Minusca sexuell missbraucht wurden. Obwohl solche Skandale nicht neu sind und die Vereinten Nationen dagegen vorgehen, werden die Täter meist nicht zur Verantwortung gezogen.
Immerhin haben 38 Staaten bei dem Treffen zugesagt, die Agenda „Frauen, Frieden und Sicherheit“ weiter umzusetzen, elf Staaten sagten zu, den Kampf der UN-Friedenssicherung gegen sexuelle Ausbeutung und Missbrauch zu verbessern. Es ist wichtig, dass UN-Friedensmissionen in Zukunft wieder stärker dazu beitragen, Kriege beizulegen und Frieden zu schaffen, ohne dass UN-Blauhelme ihre Machtposition ausnutzen.
Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre und eine friedvolle Woche.
Heute mal ein kleines Quiz: Welches Land war 2024 das weltweit beliebteste Reiseziel? In der Redaktion hat die Lösung, die Sie in dieser Grafik oder ganz am Ende des Newsletters finden, für einiges Erstaunen gesorgt. Die Grafik gehört zum Schwerpunktthema des kommenden Heftes, das Sie Anfang Juni in Ihrem Briefkasten oder sogar schon jetzt als PDF in Ihrer Mailbox haben. Es geht um die Licht- und Schattenseiten des globalen Tourismus und darum, wie Einheimische von Urlaubern profitieren können. Auch die Frage, ob nachhaltiger Tourismus möglich ist, haben wir uns gestellt. Weniger fliegen, längere Aufenthalte und mehr Stopps bei der lokalen Bevölkerung wären dafür ein guter Anfang. Vielleicht sind Sie ja gerade bei der Urlaubsbuchung und finden auch abseits der massentouristischen Hotspots schöne Orte zum Entspannen.
Gesundheitsförderung mit Potentatengeld: In Usbekistan werden Entbindungsstationen neu ausgestattet – mit Geld, das die Tochter des gestorbenen usbekischen Präsidenten Islam Karimov in der Schweiz illegal erwirtschaftet hatte. Das Projekt gilt als vorbildlich, berichtet Samanta Siegfried.
Die tödliche Einmischung im Sudan beenden: Der Krieg im Sudan wird international vernachlässigt, dabei ist er eine der schlimmsten humanitären und politischen Krisen unserer Zeit. Vor allem muss der Zugang der Kriegsparteien zu Waffen und finanzieller Unterstützung aus dem Ausland beendet werden, kommentiert Barbara Erbe.
Angriff auf die katholische Kirche: Der Generalsekretär der Tansanischen Bischofskonferenz, Charles Kitima, ist Ende April brutal zusammengeschlagen worden. Der Kirchenmann ist für seine deutliche Kritik an der Regierung bekannt. Der Angriff gilt als politisch motiviert, schreibt Katja Dorothea Buck.
Der Jubel kommt zu früh: Die Weltgesundheitsorganisation WHO steht unter Druck und braucht Erfolge. Das jetzt gefeierte Pandemieabkommen ist allerdings noch längst nicht in trockenen Tüchern: Das Schwierigste kommt erst noch, meint Tillmann Elliesen.
Zimmernot und eine Straße durch den Regenwald: Zehntausende Menschen werden im November zur 30. Weltklimakonferenz, der COP 30, in Belém erwartet - doch in der brasilianischen Amazonas-Metropole mangelt es an Unterkünften. Ausgerechnet klimaschädliche Kreuzfahrtschiffe sollen nun Abhilfe schaffen, berichtet Susann Kreutzmann.
„Es sollte weiter das 0,7-Prozent-Ziel gelten“: Die öffentliche Entwicklungshilfe steht in vielen Ländern unter großem Druck. Dagmar Pruin, die Präsidentin von Brot für die Welt, sagt im Interview, wie es in der Entwicklungszusammenarbeit weitergehen sollte und was das kirchliche Werk von der neuen Bundesregierung erwartet.
Ein halber Frieden hilft dem Ostkongo wenig: Die USA haben Ruanda und die DR Kongo zu Gesprächen über ein Friedensabkommen gebracht. Es könnte ein erster Schritt sein, die Gewalt im Ostkongo einzuhegen, aber ein tauglicher Friedensplan ist es nicht, kommentiert Bernd Ludermann.
Boliviens Ex-Präsident Evo Morales darf nicht zur Präsidentschaftswahl im August antreten. Das Wahlgericht des Landes entschied, dass die beiden Parteien, für die Morales kandidieren wollte, nicht anerkannt seien und somit keine Kandidaten aufstellen könnten. Morales war im Februar aus der Regierungspartei Bewegung für den Sozialismus (MAS) ausgetreten, die er ein Vierteljahrhundert lang angeführt hatte. Er war von 2006 bis 2019 der erste indigene Präsident Boliviens. Bis auf einige Erfolge in der Armutsbekämpfung hat er das Land während seiner Amtszeit allerdings nicht vorangebracht. „Sozialismus als Etikettenschwindel“ betitelte unser Autor Peter Strack vor drei Jahren seine Analyse der erratischen und von Korruption und Misswirtschaft geprägten Präsidentschaft von Morales. Immer noch lesenswert.
Erpressung à la Musk: Hand in Hand versuchen die US-Regierung und der Satellitenanbieter Starlink, das Unternehmen des Regierungsberaters Elon Musk im globalen Süden weitflächig auf den Markt zu bringen. Dabei scheint ihnen jedes Mittel recht zu sein, berichtet "netzpolitik.org".
Financing for Development: Die nächste UN-Konferenz über Entwicklungsfinanzierung Ende Juni in Sevilla rückt näher. Die Vertreterinnen von drei NGOs kommentieren bei "EUobserver", welche Themen die EU ihrer Ansicht nach auf die Tagesordnung bringen sollte.
Kreislaufwirtschaft nicht in Sicht: Anders als der CO2-Ausstoß der Weltwirtschaft gilt ihr Hunger nach verschiedensten Rohstoffen selten als große Gefahr. Ist er aber, zeigt eine neue Studie über globale Materialflüsse, die sich Bernd Ludermann angeschaut hat.
Solar-Apartheid: Sonnenenergie boomt in Südafrika, vor allem seit den regelmäßigen Ausfällen im nationalen Stromnetz. Doch eine Studie, über die "The Conversation" berichtet, zeigt, dass davon vor allem die weiße Bevölkerung profitiert, während schwarze Südafrikaner weiter im Dunkeln sitzen.
Berlin Forum für Globale Zusammenarbeit: Deutschlands Engagement ist "mehr denn je gefordert angesichts des disruptiven Angriffs der Trump-Administration auf die normativen, rechtlichen und finanziellen Grundlagen der globalen Zusammenarbeit", schreibt die Heinrich-Böll-Stiftung, die zusammen mit der Humboldt-Universität zu Berlin am 26. und 27. Mai das erste Berlin Forum für Globale Zusammenarbeit organisiert. Die Teilnahme ist in Präsenz und online möglich. Weitere Infos finden Sie hier.
Quizauflösung: Mit 102 Millionen Übernachtungstouristen war Frankreich im Jahr 2024 das beliebteste Reiseland der Welt, dicht gefolgt von Spanien und den USA.