Liebe Leserin, lieber Leser,
Loubabatou Sana steht jeden Tag mit ihrem Fahrrad an einer Ausfallstraße von Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso, und verkauft gekochte Wurzeln von Palmyra-Palmen, die hier ein beliebter Snack sind. Damit verdient die 37-Jährige umgerechnet rund fünf Euro am Tag, gerade genug, um sich selbst und ihre zwei Kinder zu versorgen und die Behandlungskosten für ihre chronisch kranke Mutter zu bezahlen.
Loubabatou Sana arbeitet im sogenannten informellen Sektor, das heißt ohne jede rechtliche oder soziale Sicherung. Mehr als 70 Prozent der Menschen in Westafrika verdienen so ihren Lebensunterhalt, etwa als Straßenhändlerin oder als Schneider oder Handwerker. Elisabeth Förg hat für uns fünf informell tätige Frauen und Männer in Burkina Faso porträtiert und sie gefragt, wie sie zurechtkommen. Es ist jeden Tag hart verdientes Brot, sagen alle fünf, aber das Wichtigste ist: In der Not hilft man sich gegenseitig.
Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre und schöne Pfingsten.
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Früher Schandfleck, jetzt Besuchsmagnet: Die Favelas von Rio de Janeiro gelten als gefährlich, doch dieses einseitige Bild ändert sich, seit lokale Guides Touristen aus aller Welt durch die quirligen Viertel in Brasiliens Millionenmetropole führen, berichtet Sarah Oliveira Fernandes. Der Artikel gehört zum Schwerpunkt Tourismus in unserer aktuellen Ausgabe.
Knausriges Österreich: Der Budgetentwurf der neuen Bundesregierung sieht für die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit die drastischsten Einsparungen der letzten zwanzig Jahre vor. Fachleute und Hilfsorganisationen sind verunsichert, berichtet Milena Österreicher.
Heikle Partnerschaft: Während Israel wegen seines Vorgehens im Gazastreifen international kritisiert wird, hat der Berliner Senat eine Städtepartnerschaft mit Tel Aviv besiegelt. Das sorgt für Kritik, aber nicht aus der Eine-Welt-Szene, die sich aus der Debatte lieber heraushält. Claudia Mende hat nachgefragt.
Wer, wo, was? Amelie Overmann ist neue Referentin für Frieden und Sicherheit bei Brot für die Welt, Mari Luz Canaquiri Murayari von der indigenen Gemeinschaft der Kukama in Peru hat den Goldman-Umweltpreis erhalten, und Jan Kreutzberg übernimmt das UNFPA-Büro in Berlin. Drei unserer Personalmeldungen im Juni.
Neue Regeln für Schiffsrecycling: Die meisten Containerschiffe und Tanker weltweit werden an Stränden in Südasien verschrottet. Ein internationales Abkommen, das Ende des Monats in Kraft tritt, soll diese gefährliche Arbeit sicherer machen. Phillipp Steiner hat Ingvild Jenssen von der Organisation Shipwrecking Platform gefragt, was sie davon hält.
Digitaler Kolonialismus: Anfang der Woche hat die Hamburg Sustainability Conference eine Resolution zu einer verantwortungsvollen Künstlichen Intelligenz für die UN-Nachhaltigkeitsziele verbschiedet. Das ist ehrenwert, nur leider ist die Resolution völlig ungenügend, kommentiert Sven Hilbig, Digitalexperte von Brot für die Welt.
Vieh-Versicherung gewünscht: Extreme Dürren haben den Hirten Ostafrikas in den vergangenen Jahren schwer zu schaffen gemacht. In Tansania würden viele Pastoralisten ihr Vieh gern versichern können - so wie ihre Kollegen in Kenia, wo das seit rund zwanzig Jahren möglich ist. Deodatus Mfugale berichtet.
Der Klima-Beirat der Europäischen Union mahnt in einem neuen Gutachten eine ehrgeizige Reduktion von Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2040 an. Außerdem spricht er sich dagegen aus, dass die Europäer einen Teil davon mit Kompensationsprojekten im Ausland zu erreichen versuchen, etwa mit der Aufforstung oder dem Schutz von Wald. Denn solche Projekte tragen oft viel weniger zum Klimaschutz bei, als sie versprechen. In Afrika hingegen sieht so manche Regierung diesen Kompensationsmarkt als ergiebige Geldquelle. Zu Recht? Darüber gehen die Meinungen auf dem Kontinent weit auseinander, wie unsere Kontroverse zweier Fachleute vor einem guten Jahr gezeigt hat. Immer noch aktuell, immer noch lesenswert.
Nollywood goes Netflix: Heute Abend noch nichts vor? Vielleicht sind ja ein paar Stunden vor der Glotze das Richtige: Bei Netflix läuft die neue nigerianische Serie "Seven Doors". Film- und Theaterwissenschaftler Adediran Kayode Ademiju-Bepo ist begeistert. Warum, erklärt er bei "The Conversation".
Trump, der Geschichtsklitterer: Ghanas Präsident John Mahama nennt im „Guardian“ Donald Trumps Behauptung eines Völkermords an Weißen in Südafrika „eine Beleidigung für alle Afrikaner“, die man nicht mit Schweigen beantworten dürfe.
Podcast-Tipp: Die Massai in Tansania sollen umgesiedelt werden, weil die Regierung Naturschutzgebiete ausweiten und zum Teil zur Großwildjagd an arabische Familien aus den Golfstaaten verpachten will. Frank Odenthal war vor Ort und präsentiert seine Rechercheergebnisse in einem einstündigen Feature beim WDR.
Bedrohliche Landkonzentration: Ein wachsender Teil der weltweiten Agrarfläche ist im Besitz von Großinvestoren, berichtet die Menschenrechtsorganisation FIAN in einer neuen Studie und fordert eine Umverteilung sowie internationale Steuerreformen. Barbara Erbe hat das Papier gelesen.
Teurer grüner Wasserstoff: Die Europäische Union und ihre Mitglieder setzen für die Energiewende auf klimafreundlich hergestellten Wasserstoff aus Afrika; einige Großprojekte laufen schon, etwa in Namibia. Eine internationale Studie unter anderem der TU München gießt nun reichlich Wasser in den Wein: Es gibt kaum Regionen in Afrika, wo der Wasserstoff zu wettbewerbsfähigen Kosten hergestellt werden könnte.
Lust auf Kultur aus Afrika? Dann könnte das africologneFESTIVAL vom 11. bis 22. Juni in Köln einen Besuch wert sein. Geboten werden dort Theater, Tanz, Performance, Musik, Film und dramatische Literatur aus verschiedenen afrikanischen Ländern und in internationalen Koproduktionen. Es finden Publikumsgespräche nach den Vorstellungen statt und die Produktionen werden Deutsch übertitelt. Alle Infos hier.