Kampf gegen eine Tropenkrankheit

Liebe Leserinnen und Leser,

in West- und Zentralafrika ist eine Krankheit verbreitet, von der Sie vermutlich noch nie gehört haben: Infektionen mit dem Augenwurm Loa loa. Die sind nicht akut tödlich, können aber sehr schmerzhaft sein. Und wie für manch andere tropische Krankheit gibt es kaum Behandlungsmöglichkeiten; es lohnt sich nicht für Pharmafirmen, dafür Medikamente zu entwickeln, zumal die befallenen Menschen kaum Geld haben, die zu kaufen. Deshalb versuchen einige engagierte Mediziner mit einem partizipativen Forschungsprojekt in Gabun, Gegenmittel zu finden. Laura Salm-Reifferscheidt hat sie besucht und schildert, wie das Projekt arbeitet und Betroffenen hilft – und auch, wie es in der abgelegenen Gegend zugeht.

Spannende Lektüre wünscht

Das bewegt die Redaktion

Bundeskanzler Friedrich Merz hat über den Angriff Israels auf den Iran im Radio gesagt, Israel mache damit „die Drecksarbeit“ auch für uns – damit der Iran keine Atomwaffen erlangt. Diese Entgleisung lässt tief blicken. Zum einen sagt Merz implizit: Der Bombenkrieg ist auch in unserem Sicherheitsinteresse und Kritik daran deshalb Heuchelei. Er bestätigt, was schon seine Äußerung gezeigt hat, Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu könne trotz des Haftbefehls vom Internationalen Strafgerichtshof nach Deutschland kommen: Für ihn ist das Völkerrecht zweitrangig, wenn es um Israel geht oder ein Verstoß unserer „Sicherheit“ dient.

Zum anderen kann so nur reden, wer Israels Regierung ausschließlich Gutes zutraut und dem Regime im Iran ausnahmslos Böses. Dieses schlichte Denken ist leider in Politik und Medien nicht selten, nicht nur mit Bezug auf Israel. Wie wenig es der Wirklichkeit gerecht wird, ist eigentlich unübersehbar: Im Iran herrscht ein rücksichtsloses Mullah-Regime, das sich brüstet, Israel vernichten zu wollen. Allerdings ist es militärisch inzwischen so klar unterlegen, dass es das gar nicht könnte. Israel wiederum greift den Iran mit der Begründung an, er dürfe keine Atomwaffen besitzen – genau dann, als es möglich scheint, dass der Iran und die USA diese Frage diplomatisch lösen. Und es tötet gezielt hohe iranische Funktionäre. Offenbar will Netanjahu die dortige Regierung zu Fall bringen, eine diplomatische Lösung des Atomstreits sabotieren sowie seine Koalition zu Hause zusammenhalten, um an der Macht zu bleiben. Drecksarbeit auch für uns? Man wünscht sich einen angemesseneren Blick – die Einsicht, dass die Wirklichkeit voll Widersprüchen ist, statt die mit Gut-Böse-Denken zu vernebeln. Natürlich muss Deutschlands Regierung für die Existenz Israels eintreten, nicht aber das Tun seiner Regierung billigen. Und auch Staaten, die von üblen Diktatoren beherrscht werden, haben berechtigte Sicherheitsinteressen wie das, nicht bombardiert zu werden. Werden die geleugnet, dann steigt der Anreiz, dass sie sich wie Nordkorea zur Abschreckung Atomwaffen beschaffen. Die iranische Führung dürfte aus dem Krieg nun lernen: Hätten wir die Bombe gehabt, dann wäre das nicht passiert.

Neu auf "welt-sichten"

Der ÖRK rät zu Klimaschutz-Aktionen: Der Ökumenische Rat der Kirchen hat eine Handreichung vorgelegt, wie man Banken und andere Finanzinstitute für ihren Beitrag zur Erderhitzung zur Rechenschaft zieht, berichtet Katja Dorothea Buck. 

Schularbeiten für eine gerechtere Welt: In Wien sind wieder entwicklungspolitische Arbeiten von Schülerinnen und Schülern prämiert worden. Dieses Jahr zeigte sich ein starker Praxisbezug, schreibt Milena Österreicher. 

Ende eines Moratoriums: Die Weltbank will wieder Atomkraft finanzieren, nicht zuletzt auf Druck der USA. Dabei ist diese Technik hoch riskant und für ärmere Länder eine sehr schlechte Option, kommentiere ich.

Was Sie verpasst haben könnten

Enges Miteinander: Tausend Menschen leben auf einer Insel von der Größe eines Fußballplatzes – das gibt es auf Santa Cruz del Islote vor der kolumbianischen Karibikküste. Wie es dabei zugeht, schildern Anna-Lena Diesselmann und der Fotograf Mauricio Bustamante in einer eindrucksvollen Reportage. 

Alte und neue Gesichter in der Entwicklungspolitik: Ein China-Experte für die Unionsfraktion, eine altgediente Kämpferin für die Grünen, Kontinuität bei den Sozialdemokraten und ein neues Gesicht für die Linke: Wer spricht für die Fraktionen zur Entwicklungspolitik? Marina Zapf berichtet. 

Noch immer interessant

Wie viele Kinder eine Frau bekommen sollte, wird zunehmend zum Politikum, beklagt der gerade erschienene Weltbevölkerungsbericht 2025. Frauen sollten selbst entscheiden können, wie viele Kinder sie wann möchten, und viele könnten das heute nicht. Warum Frauenrechte entscheidend sind und wie Menschen im globalen Süden mit dem Übergang zu weniger Kindern umgehen, können Sie in unserem Themenheft „Von Jung zu Alt“ noch einmal nachlesen. Noch immer spannend.

Medienschau: Was andere berichten

Stiller Terror: Eine große Zahl Frauen wird in Teilen Syriens von Milizen verschleppt. Das hat unterschiedliche Gründe, oft geht es um Lösegeld – und es schafft ein Klima der Angst, berichtet Qantara.

Weltkrieg und Rassismus von unten: Eine Historikerin hat Tonaufnahmen von afrikanischen Kriegsgefangenen in Deutschland im Ersten Weltkrieg ausgewertet. Sie schildert faszinierende Geschichten und Erfahrungen dieser Menschen – ein kaum bekannter Aspekt unserer Geschichte.

Ende einer lokalen Willkommenskultur: Millionen Menschen sind vor dem Regime in Venezuela geflohen. Rund 40.000 haben in Denver im Süden der USA Zuflucht gefunden und unter Präsident Joe Biden Schutz und Solidarität erfahren; viele wurden als Arbeitskräfte geschätzt. Jetzt werden sie unter Präsident Donald Trump verfolgt, entrechtet und deportiert, weil sie angeblich den Ort terrorisieren. Diese Geschichte hat indes eine Immobilienfirma erfunden, um zu kaschieren, dass sie ihre Häuser verrotten lässt, erfährt man in einem spannenden Podcast von „Dirupting Peace“. 

Denkfabrik: Was Fachleute sagen

Warum Mädchen die Schule oft nicht schaffen: Als ein Hauptgrund dafür gelten Teenagerschwangerschaften. Dabei versperren ihnen in erster Linie Ungleichheit und Armut den Schulbesuch, zeigt eine Studie aus Malawi. Barbara Erbe stellt sie vor.

Teilerfolg: Kenia hat nach der Gewalt bei den Wahlen 2007 lokalen Friedenskomitees eine offizielle Rolle gegeben. Das hat Gewalt verringert, vor allem im Umfeld von Wahlen. Aber politische Eliten zündeln weiter und man müsste lokale Konfliktgründe angehen, finden drei Forscherinnen.

Ausblick

Am 5. Juli findet der Asientag in Köln statt. Er hat dieses Jahr das Oberthema „Macht, Medien und Menschenrechte“. Diskutiert wird zum Beispiel über die Lage in Myanmar, über Frauen und Mädchen in Nepal und Timor-Leste und über Solidarität in autoritären Zeiten. Im Anschluss feiert die Zeitschrift „Südostasien“ ihren 40. Geburtstag. Informationen und Anmeldung hier.

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