Eine Kirche für queere Menschen

Liebe Leserin, lieber Leser,

von Caroline Omolo könnte sich Bundestagspräsidentin Julia Klöckner erklären lassen, warum es wichtig gewesen wäre, die Regenbogenflagge auch dieses Jahr zum Christopher Street Day über dem Bundestag wehen zu lassen, was die CDU-Politikerin abgelehnt hat. Caroline Omolo ist Pastor*in in Nairobi und lebt offen non-binär, das heißt, er_sie fühlt sich weder eindeutig als Frau noch als Mann. In der kenianischen Hauptstadt betreibt Omolo in einem heruntergekommenen Fabrikgebäude einen Gebetsraum, in dem er_sie queere Christen und Christinnen, die sich in der Kirche aufgrund ihrer sexuellen Orientierung nicht mehr willkommen fühlen, zum Beten, zur Bibelarbeit und einfach zum Zusammensein empfängt. 

"Wir sind da. Wir sind nicht unsichtbar", sagt Caroline Omolo, die Sofi Lundin für uns porträtiert hat - und die Regebogenflagge ist das Symbol dafür. Julia Klöckner hätte sich von Caroline Omolo erklären lassen können, warum es nicht nur in Kenia wichtig ist, öffentlich Zeugnis für die Rechte queerer Menschen abzulegen, sondern auch in Deutschland, wo diese Rechte zunehmend angezweifelt werden und Angriffe auf die LGBTQ+-Gemeinde zunehmen.

Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre und schon jetzt ein schönes Wochenende.

Neu auf "welt-sichten"

Landraub: Im Süden Ecuadors liegt eins der wenigen Gebiete, in denen Bauernfamilien von einer Landreform profitiert haben. Doch jetzt verlieren viele ihr Land wieder. Dabei spielen Korruption und Drogenbanden eine Rolle, berichtet Frank Braßel.

Waldschutz - aber nur unverbindlich: Die EU-Kommission will ein Abkommen mit Liberia kündigen, das dieses westafrikanische Land zu besserem Waldschutz verpflichtet. Dort trifft das auf Unverständnis. Bernd Ludermann weiß mehr.

Waffenexporte: Die kleine Kammer des Schweizer Parlaments hat beschlossen, die Regeln für die Ausfuhr von Rüstungsgütern zu lockern. Menschenrechtsgruppen fürchten, dass dadurch Schweizer Waffen in Kriegsgebiete gelangen, berichtet Meret Michel.

Schwarz-roter Zynismus: Die Bundesregierung tut so, als kümmere sie das Schicksal von Abschiebung bedrohter Afghaninnen und Afghanen in Pakistan. Wenn dem so wäre, gäbe es eine einfache Lösung. Mein Kommentar.

Was Sie verpasst haben könnten

Zerbrechlicher Sahel: In Mali und Burkina Faso verüben Islamisten immer wieder schwere Anschläge. Doch für die Bevölkerung hat sich die Lage gebessert, und die meisten unterstützen das harte Vorgehen der Militärregierungen, erklärt der Sahel-Experte Olaf Bernau im Interview.

Austausch statt Kontrolle! Nichtstaatliche Geberorganisationen sprechen mit Blick auf ihre Partner im globalen Süden gern von Augenhöhe und Gleichberechtigung. Doch davon ist die Zusammenarbeit weit entfernt, meint Nathalie Beghin. Ein Plädoyer für wirklich dekolonisierte Partnerschaften.

Noch immer interessant

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt seit dieser Woche offiziell sogenannte räumliche Repellentien (spatial repellents) zur Malaria-Bekämpfung. Das sind zum Beispiel Folien, die an der Hauswand befestigt werden und kontinuierlich einen Wirkstoff abgeben, der die Moskitos, die Malaria übertragen, vertreibt oder tötet. Die WHO sieht darin eine gute Ergänzung zu anderen, bereits etablierten Mitteln zur Malariaprävention wie mit Insektiziden imprägnierte Moskitonetze. Die Organisation hofft, dass nach ihrer Empfehlung Hilfsorganisationen und Gesundheitseinrichtungen die räumlichen Repellentien in ihrer Arbeit verstärkt nutzen. Das wäre zu wünschen, denn weiterhin sterben jedes Jahr mehr als eine halbe Million Menschen an der Infektion, vor allem Kinder unter fünf Jahren in Afrika. Wie schwer es ist, der Malaria mit technischen Hilfsmitteln, Medikamenten und möglichen Impfstoffen beizukommen, habe ich vor einigen Jahren recherchiert. Ein Ergebnis: Letztlich gibt es nur einen Weg, die Krankheit loszuwerden.

Filmtipp

Spannendes Sozialdrama aus Chile: Die 16-jährige Carla muss ihren Vater vertreten, der wegen einer Schussverletzung seine Tagelöhner nicht zu seiner Kupfermine fahren kann. Mit eisernem Willen setzt sie sich in dem Film "Bitter Gold" gegen die patriarchalischen Machtstrukturen der Männerclique durch. Unbedingt sehenswert, findet unser Rezensent Reinhard Kleber. Ab heute im Kino.

Aus unserem Partnernetzwerk

Wir kooperieren mit anderen Organisationen, die sich mit Ländern und Themen des globalen Südens beschäftigen. Auf unserer Startseite im Kasten „Aus unserem Partnernetzwerk“ finden Sie Hinweise auf aktuelle Meldungen und Artikel unserer Partner, etwa auf einen Beitrag der WÖK/KASA, der an das Massaker von Marikana erinnert, bei dem vor 13 Jahren 34 streikende Bergleute von der Polizei erschossen wurden. Oder auf einen Artikel der Informationsstelle Peru über fragwürdige Finanzgeschäfte von Agrarunternehmen in dem Andenstaat.

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