Studie empfiehlt Ausbau der Wasserkraft zur Energieerzeugung
Die Demokratische Republik Kongo steht vor großen Herausforderungen, will sie als Staatsgebilde überleben und ihren Bürgern Frieden und Sicherheit bieten. Zu den Grundvoraussetzungen für eine Entwicklung des Riesenstaates gehört die Versorgung mit Strom und Wasser. Eine im Januar vorgelegte Studie von Südwind und dem Evangelischen Entwicklungsdienst (EED) analysiert die gegenwärtige Situation und weistWege aus der Misere.
Die Energieversorgung in der Demokratischen Republik Kongo liegt weit unter dem afrikanischen Durchschnitt: In den Dörfern verfügt nur jeder hundertste Einwohner über Strom, in den Städten ist es immerhin fast jeder Dritte. Der Zugang zu sauberem Wasser hingegen ist vor allem für die Bewohner der städtischen Slums ein Problem. Im ganzen Land existieren nur 32 funktionierende Wasserwerke. Auf dieser Grundlage untersucht die Studie mit dem Titel „Energie- und Wasserversorgung in der Demokratischen Republik Kongo“,welche Potenziale vorhanden sind und welche Strukturen geschaffen werden müssen,um sie zu nutzen.
Vor allem der Ausbau der Wasserkraft könnte die Stromerzeugung im Kongo voranbringen, stellt der Autor der Studie, Friedel Hütz- Adams, fest. Das würde allerdings bedeuten, dass Ersatzteile für die schon bestehenden Werke geliefert und Fachleute ausgebildet werden müssen.Auch das nationale Elektrizitätsunternehmen SNEL brauche, wie das staatliche Wasserunternehmen Regideso, eine grundlegende Reform,um in Zukunft effektiv arbeiten zu können. Regideso hat große Schwierigkeiten, Löhne und Stromrechnungen zu bezahlen, die Leitungsrohre sind marode.
In der Studie werden die von Regierung und Region geplanten Großprojekte, etwa das geplante Mega- Stauwerk „Grand Inga“ oder die Umleitung von Kongo-Wasser in den Tschad-See, zwar aufgeführt. Doch ihre Erfolgsaussichten beurteilt Hütz-Adams zurückhaltend. Viel wichtiger für die Binnenentwicklung sei der Ausbau der dezentralen Versorgungsstrukturen.Nur durch sie könne gewährleistet werden, dass Infrastruktur-Entwicklungen auch in der Fläche wirkten und damit tatsächlich den Großteil der Bevölkerung erreichten. Er schlägt dazu unter anderem „die Schaffung selbständig agierender Regierungsstellen in den Regionen“ vor.Außerdem sei der Ausbau grenzüberschreitender Kooperationen sinnvoll, um den Methangas- Vorrat im Kivu-See zu nutzen und um Konflikten bei der Befahrung der Wasserwege vorzubeugen.
Bettina Stang
welt-sichten 1-2008