Ein hoher Preis für billige Textilien

Ein hoher Preis für billige Textilien

Die Kampagne für Saubere Kleidung kritisiert Lohndrückerei

Von Bettina Stang

Bislang standen vor allem die Sportartikelhersteller im Zentrum der Kampagne für Saubere Kleidung (CCC). Jetzt nimmt sie in einer neuen Studie auch Billigmärkte wie Kik („Kunde ist König“) und Lidl ins Visier, die Kleider zu Billigpreisen anbieten.

Die Kampagne wirft den Discountern die Verletzung sozialer Mindeststandards in ihren Zulieferbetrieben in Bangladesch vor. Für die Studie „Wer bezahlt unsere Kleidung bei Lidl und KiK?“ hatte die bengalische Arbeitsrechtsorganisation AMRF gut einhundert Näherinnen und Näher sowie Manager in sechs Betrieben über Arbeitsbedingungen und Geschäftspraktiken befragt. Die Arbeiterinnen klagten über unbezahlte Überstunden, 7-Tage-Wochen und ausbleibendes Krankengeld. Feste Arbeitsverträge seien die Ausnahme, der Lohn sei gering.

Doch nicht nur in Bangladesch, auch in Deutschland und Österreich setzten die Discounter auf „Arbeitskraft zum Niedrigstpreis“ und verhinderten soweit wie möglich, dass das Personal sich in Gewerkschaften und Betriebsräten organisiert, kritisiert die Mitautorin der Studie, Gisela Burckhardt. Seit 2003 seien 180.000 Vollzeitstellen im deutschen Einzelhandel gestrichen worden. Die Hauptlast der Arbeit trügen Teilzeitbeschäftigte mit Niedrigstlöhnen sowie Minijobber und Auszubildende.

Als Reaktion auf die Vorwürfe fanden sich Vertreter von „Kik“ und Lidl Anfang März erstmals zu Gesprächen mit der Kampagne für Saubere Kleidung bereit. Bei den Treffen hätten die Unternehmensvertreter aus den Abteilungen Einkauf und Unternehmensverantwortung (CSR) betont, die Zustände bei den Zulieferern würden seit geraumer Zeit regelmäßig von Gutachtern überprüft, sagte Evelyn Bahn vom Berliner Inkota-Netzwerk, das Mitglied der Kampagne ist.

Auf die Kritik an den Arbeitsbedingungen von Verkäuferinnen in Deutschland seien die Manager allerdings nicht eingegangen. Sie hätten lediglich zugesagt, die Vorwürfe an die zuständigen Stellen weiterzuleiten. Lidl habe darüber hinaus eine schriftliche Stellungnahme versprochen, sagte Bahn hinzu.

Die Studie „Wer bezahlt unsere Kleidung bei Lidl und Kik?“ kann bei Inkota (inkota@inkota.de) für 3,50 Euro plus Portokosten bestellt werden.

welt-sichten 4-2008

 

 

erschienen in Ausgabe 4 / 2008: Müllprobleme
Dies ist keine Paywall.
Aber Geld brauchen wir schon:
Unseren Journalismus, der vernachlässigte Themen und Sichtweisen aus dem globalen Süden aufgreift, gibt es nicht für lau. Wir brauchen dafür Ihre Unterstützung – schon 3 Euro im Monat helfen!
Ja, ich unterstütze die Arbeit von welt-sichten mit einem freiwilligen Beitrag.
Unterstützen Sie unseren anderen Blick auf die Welt!
„welt-sichten“ schaut auf vernachlässigte Themen und bringt Sichtweisen aus dem globalen Süden. Dafür brauchen wir Ihre Unterstützung. Warum denn das?
Ja, „welt-sichten“ ist mir etwas wert! Ich unterstütze es mit
Schon 3 Euro im Monat helfen
Unterstützen Sie unseren anderen Blick auf die Welt!