Für junge „Performer“ wenig attraktiv

Für junge „Performer“ wenig attraktiv

Laut einer Befragung haben viele Jugendliche keinen Bezug zur Kirche

„Wie ticken Jugendliche?“ Gemeinsam mit dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) hat das Hilfswerk Misereor das Heidelberger Sinus-Institut mit einer Studie zu dieser Frage beauftragt. Das Ergebnis fällt ernüchternd aus: Kirche ist in vielen Jugendmilieus weitgehend „out“. Misereor geht aber davon aus, dass es dank seiner internationalen Verbindungen aufstrebenden jungen Menschen einiges zu bieten hat.

Für die Studie hat das Sinus-Institut 5500 Kinder und junge Erwachsene im Alter zwischen 9 und 27 Jahren befragt und sieben verschiedenen Milieus zugeordnet: Von den konservativen „Traditionellen“ und mittelstandsorientierten „Bürgerlichen“ über die sich eher aus Schichten mit geringem Einkommen rekrutierenden „Konsum-Materialisten“ bis hin zu den „Performern“ und „Experimentalisten“, die sich beide „durch Pragmatismus, Technologie- und Medienaffinität sowie eine insgesamt lustvolle Lebenseinstellung“ auszeichneten. Die zentrale Frage lautete, inwieweit Jugendliche offen sind für kirchliche und entwicklungspolitische Angebote.

Durchaus Interesse an internationalen Themen

Laut den Ergebnissen haben kirchliche Institutionen derzeit noch Zugang zu drei der sieben Milieus (nämlich zu den „Traditionellen“, den „Bürgerlichen“ und den kritisch-skeptischen „Post-Materiellen“), denen insgesamt rund ein Viertel der unter 27-Jährigen  angehören. Allerdings sei damit zu rechnen, dass dieser Anteil künftig abnehme und sich die eher am eigenen Nutzen orientierten „Performer“ und „Experimentalisten“ – denen das Sinus-Institut derzeit rund 40 Prozent der jungen Menschen zurechnet – als Leitmilieus weiter durchsetzen werden.

Letztere sind der Befragung zufolge aber durchaus auch international orientiert, was Misereor sich zunutze machen will. Ihnen sei nahezubringen, dass ein Engagement für das Hilfswerk nicht ausschließlich gemeinnützigen Zwecken dienen müsse, sondern auch für das eigene Fortkommen genutzt werden kann, erklärt  Michael Mondry von der Misereor-Pressestelle in Aachen. „Das muss nicht auf Kosten der Inhalte gehen.“

Als Beispiel für ein erfolgreiches Jugendangebot verweist Mondry auf die „2-Euro“-Aktion von Misereor, die vor allem im Netz beworben wird: Die Teilnehmer verpflichten sich, zwei Euro monatlich für die Projektarbeit mit Kindern und Jugendlichen zu spenden; über die Internet-Seite können sie sich über die Projekte informieren. Ihr angeschlossen ist das „Weltbessermacher“-Spiel, das Schüler für das Thema der Kinderrechte weltweit sensibilisiert. Außerdem will Misereor seine Präsenz in Internet-Foren ausweiten und im Bereich der SMS-Kommunikation tätig werden. Ältere Jugendliche würden durch Misereors Teilnahme am „weltwärts“-Angebot des Bundesentwicklungsministeriums angesprochen.   

Bettina Stang

Die Sinus-Milieu-Studie U27 „Wie ticken Jugendliche?“ kostet 55 Euro und kann unter www.eine-welt-shop.de bestellt werden.

welt-sichten 5-2008

 

erschienen in Ausgabe 5 / 2008: Energiepolitik im Süden
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