Evangelischer Entwicklungsdienst eröffnet erstmals Verbindungsbüros vor Ort
Der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) will den Kontakt zu seinen Partnern ausbauen und deshalb in mehreren Projektregionen Verbindungsstellen einrichten. Mitte August hat er in Botswana ein erstes Büro eröffnet, das zur Vernetzung und Planung gemeinsamer Programme vor allem in Simbabwe dienen soll. Weitere Verbindungsstellen wird es bald in Costa Rica, Äthiopien und Papua-Neuguinea geben.
Durch die neue Struktur würden Entscheidungsabläufe stärker in den Süden verlagert, erklärt das evangelische Hilfswerk. Damit erfülle man Anforderungen multilateraler Geber, die bereits in den Ländern des Südens präsent sind und Mitarbeiter der Hilfswerke immer öfter zu Konferenzen vor Ort einladen, sagt Claudia Warning, die Leiterin der Abteilung Internationale Programme im EED und Mitglied des EED-Vorstands. Außerdem soll die Dezentralisierung laut Warning dabei helfen, dem „erheblichen Dialogaufwand“ besser nachzukommen, der unter anderem durch die Ausweitung der Wirkungsbeobachtung entstanden sei.
Darüber hinaus erhofft sich der EED, mit Hilfe der Verbindungsbüros mit den Partnern vor Ort gemeinsame Anliegen für die internationale Lobby-Arbeit schneller abstimmen zu können. Auch die vom EED entsandten Fachkräfte sollen künftig von den neuen Außenstellen betreut werden, in denen sowohl Mitarbeitende des EED als auch lokale Kräfte arbeiten sollen.
„Brot für die Welt“ hat bereits Verbindungsstellen in Peru, Äthiopien und Vietnam eröffnet und ist somit in seinen drei Projektregionen präsent. In Papua-Neuguinea wollen Brot für die Welt und der EED in Kürze das erste gemeinsame Büro einrichten.
Die kirchlichen Hilfswerke standen der Einrichtung von Verbindungsbüros lange Zeit skeptisch gegenüber. Es sollte der Eindruck vermieden werden, dass Mitarbeitende der Werke in die Projektarbeit der Partner eingreifen. Misereor unterhält deshalb nur dort Verbindungsstellen, wo dies wegen Kommunikationsproblemen oder wegen Schwierigkeiten mit dem politischen Umfeld notwendig sei, heißt es bei dem katholischen Hilfswerk. Die Stellen würden nur vorübergehend von Entwicklungshelfern besetzt und hätten „keinerlei operative Aufgaben“. In einigen Ländern wie in Äthiopien leiten mit der Arbeitsweise Misereors gut vertraute Einheimische die Büros.
Das Schweizer katholische Hilfswerk Fastenopfer wiederum verlässt sich ganz auf die Kompetenz vor Ort: Laut Pressestelle lässt sich das Werk in allen seinen 16 Partnerländern von Partnerorganisationen vertreten – entweder von einer lokalen Organisation oder aber einer einheimischen Fachperson.
Auch beim EED hat es Diskussionen gegeben, ob mit der neuen Präsenz vor Ort die Autonomie der Partnerorganisationen beschnitten werde: „Das Problembewusstsein ist da“, sagt Warning. Das Hilfswerk werde aber auch weiterhin auf die Eigenverantwortung seiner Partner setzen. Nach einer Pilotphase sollen externe Gutachter prüfen, wie sich die Verbindungsstellen in der Paxis auf die Arbeit der Partnerorganisationen auswirken.
Bettina Stang
welt-sichten 9-2008