Symposium „Gerechtigkeit im Klimawandel“

Symposium „Gerechtigkeit im Klimawandel“

Instrumente für Lastenausgleich zwischen Nord und Süd vorgestellt

Die Armen im Süden leiden am meisten unter den Folgen des Klimawandels, den die reichen Industrieländer angeheizt haben. Hier muss Klimagerechtigkeit hergestellt werden, fordern Brot für alle und Fastenopfer. Sie machen sich für griffige Instrumente auf verschiedenen Ebenen stark, zum Beispiel den CO2-Rechner für Kirchgemeinden und einen Klimafonds.

„Das eigene Haus in Ordnung bringen und sich im gemeinsamen Haus der Ökumene für Gerechtigkeit einsetzen“ – so umreißt der Entwicklungsexperte Miges Baumann von Brot für alle die Aufgaben auf dem Weg zur Klimagerechtigkeit. Dass dazu alle auf verschiedenen Ebenen einen Beitrag leisten können, zeigte das Symposium „Gerechtigkeit im Klimawandel“ am 20. Juni in Bern.

Brot für alle und Fastenopfer haben gemeinsam mit der Ökumenischen Arbeitsgruppe Kirche und Umwelt (OeKU) einen CO2-Rechner für Kirchgemeinden und Pfarreien entwickelt, der online deren Emissionen ermittelt (www.CO2- Rechner.ch). Das soll dazu ermuntern, die Nutzung der Heizenergie und die Isolierung von Gebäuden zu verbessern.

Der Rechner liefert Tipps, die OeKU eine weiterführende Energieberatung. Ihr Geschäftsleiter Kurt Zaugg spricht von einem beachtlichen Sparpotenzial und zeigt Beispiele wie ein Kirchendach mit photovoltaischem Kreuz. In einigen Kirchgemeinden gibt es allerdings Widerstände gegen alternative Energien oder gegen Sanierungen, wie Teilnehmende an einer Symposiums-Debatte zum Beitrag der Kirchen berichteten.

Für Kristin Rossier Buri vom Rat des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds (SEK) braucht es hier die „Kultur des Überzeugens“. Der Klimawandel habe die Bewahrung der Schöpfung und die Gerechtigkeitsfrage in den Vordergrund gerückt. Der SEK ermuntere die Kirchen, diese Fragen in Gottesdiensten zum Thema zu machen. Bereits Anfang der 1990er Jahre hätten die Kirchen die Klimaerwärmung als „ein Zeichen der Zeit“ erkannt und zum Handeln aufgerufen.

Aus christlicher Sicht gilt es, die Ärmsten und am meisten vom Klimawandel Betroffenen im Süden noch mehr zu unterstützen als bisher. Mit einem neuen Klimafonds bieten Brot für alle und Fastenopfer den Kirchen ein Instrument dafür an: Der Fonds soll aus den Erträgen von Energiesparmaßnahmen der Kirchgemeinden gespeist werden und Projekte fördern, die die Verletzlichkeit der ärmsten Bevölkerungsgruppen im Süden vermindern. Brot für alle und Fastenopfer erklären: „So wirken die Anstrengungen der Kirchen doppelt. Sie helfen mit, die Klimaerwärmung zu bremsen, und stärken die Fähigkeiten der Menschen im Süden, auf die Klimaveränderung in ihrer Umgebung angemessen zu reagieren.“ Zur Bewältigung der Krise müssten zudem nicht nur der Ausstoß von Treibhausgasen dringend vermindert, sondern gleichzeitig die Armen in ihrem Recht auf Entwicklung gestärkt werden.

International setzen sich christliche Hilfswerke wie die britische Christian Aid für dieses Recht ein. Ihr Advocacy Coordinator Nelson Muffuh erläutert das Konzept der „Greenhouse Development Rights“ (GDR): Im Zentrum steht ein Verantwortlichkeits- und Fähigkeitsindex, der die Lasten für die Minderung der Emissionen und die Anpassung an den Klimawandel auf die verschiedenen Länder verteilt. „Die Kosten und Anstrengungen für die Klimasanierung sollen vor allem diejenigen übernehmen, die für die Klimaerwärmung verantwortlich sind“, sagt Muffuh. Über das Modell besteht international keine Einigkeit.

Dass dennoch Grund zur Hoffnung besteht, hat nach Ansicht des Schweizer Umwelt- und Verkehrsministers Moritz Leuenberger die UN-Klimakonferenz in Bali gezeigt. Nach seinen Worten kommt die Schweiz wie andere Verursacher des Klimawandels nicht darum herum, den CO2- Ausstoss bei sich selbst zu reduzieren – der Kauf von Emissionszertifikaten im Ausland genüge nicht.

Viera Malach, InfoSüd

welt-sichten 7-2008

 

erschienen in Ausgabe 7 / 2008: Schlachtfeld Afrika
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