Ich bin ein Flüchtling aus Äthiopien und lebe seit mehr als zwei Jahrzehnten in Kenia, davon seit 15 Jahren im Flüchtlingslager Kakuma im Nordwesten des Landes. Die Lebensumstände dort sind schwierig, es fehlt an Ressourcen, Arbeitsplätzen und Zugang zu höherer Bildung. Dennoch habe ich nie aufgegeben, sondern immer versucht, das Beste aus der Situation zu machen. Ich habe verschiedene Jobs und Stipendien genutzt, um mich persönlich und beruflich weiterzuentwickeln.
In Kakuma habe ich per Fernstudium an verschiedenen Universitäten Abschlüsse unter anderem in Wirtschaftskommunikation und als Dolmetscher gemacht. Ich habe für das UN-Flüchtlingskommissariat UNHCR und die Internationale Organisation für Migration IOM gearbeitet und die Verständigung etwa zwischen Flüchtlingen und medizinischen Teams sichergestellt. Ich dolmetsche Amharisch ins Englische und umgekehrt. Für den UNHCR übersetze ich häufig Flüchtlinge in Interviews zur Feststellung ihres Flüchtlingsstatus oder wenn sie im Lager Gewalt erfahren haben und Schutz benötigen. Außerdem habe ich als Assistent bei der Erhebung und Analyse von Daten für internationale Studien zur wirtschaftlichen Lage von Flüchtlingen mitgewirkt.
Autor
Sirak Eshetu
lebt seit 2010 im Flüchtlingslager Kakuma in Kenia und arbeitet dort als Übersetzer für das UN-Flüchtlingskommissariat UNHCR. Er hat einen Diplomabschluss als Übersetzer und einen Bachelor in Wirtschaftskommunikation.Und nun gehöre ich sogar zu den fünf Absolventen, denen im Rahmen desselben Programms ein Master in Dolmetschen angeboten wird. Die Nachfrage in Kakuma nach solchen Möglichkeiten, zu studieren und zu lernen, ist sehr groß, aber die Plätze sind extrem rar. Den Abschluss aus der Ferne von Kakuma aus zu erlangen, ist zudem mit einigen Hürden verbunden: Ich habe nur begrenzt Zugang zu Computern und Headsets und zu zuverlässigem Internet. Aber meine Gemeinschaft im Lager ermutigt mich und bestärkt mich in meiner Entschlossenheit, erfolgreich zu sein. Sie sehen diese Gelegenheit nicht nur als Erfolg für mich, sondern auch als Chance, den Stimmen der Flüchtlinge weltweit Gehör zu verschaffen.
Dieser Master ist mehr als nur ein akademischer Fortschritt. Er ist ein Leuchtfeuer der Hoffnung und beweist, dass Bildung Barrieren überwindet. Ich möchte diese Qualifikation nutzen, um mich für Flüchtlinge einzusetzen und die globale Debatte über Flucht und Vertreibung voranzubringen.
Sirak Eshetu lebt seit 2010 im Flüchtlingslager Kakuma in Kenia und arbeitet dort als Übersetzer unter anderem für das UN-Flüchtlingskommissariat UNHCR.
Neuen Kommentar hinzufügen