Mehr Geld, mehr Missbrauch

Klimaschutz ist ein riesiges Investitionsvorhaben - gerade auch in Entwicklungsländern. Doch Transparency International warnt: Das viele Geld kann Korruption anfeuern. Die Organisation fordert strenge Regeln und Kontrollen, um das zu verhindern.
Geht es nach den Versprechungen, die die Industrieländer bei der Kopenhagener Klimakonferenz 2009 gemacht haben, sollen für Maßnahmen gegen den Klimawandel und seine Folgen künftig bis zu 100 Milliarden US-Dollar jährlich in die armen Länder fließen - gerade auch in solche, die vom Klimawandel besonders betroffen sind. Doch keines der 20 Länder, die Transparency International in seinem jüngsten globalen Korruptionsbericht als Hauptadressaten identifiziert, weist auf der von 1 bis 10 reichenden Korruptionsskala der Organisation einen besseren Wert als 3,6 aus. Zum Vergleich: Dänemark liegt mit 9,3 Punkten auf Platz 1, Deutschland mit 7,9 Punkten auf Platz 15 der insgesamt 178 untersuchten Länder. Ob es um Anpassung an zunehmende Dürren in Äthiopien geht, um Schutz vor Überflutungen in Bangladesch oder um Vorkehrungen gegen Wirbelstürme in Madagaskar: Stets haben es die Geberländer mit schwachen Regierungsstrukturen zu tun - und eben mit blühender Korruption.
 

Autor

Johannes Schradi

war bis Frühjahr 2013 Berlin-Korrespondent von „welt-sichten“.

Der Emissionshandel muss gegen Betrug gesichert werden

„Klimaschutz muss korruptionssicher gemacht werden", forderte denn auch die Vorsitzende von Transparency International in Deutschland, Edda Müller, bei der Vorstellung des Berichts in Berlin - und dies auf mehreren Ebenen. Notwendig sei unter anderem der Aufbau eines transparenten Registers, das ausweist, wo Geld hin fließt und was damit genau geschieht. Notwendig seien ferner ein betrugssicheres Emissionshandelssystem sowie striktere internationale Regeln zur Rohstoffgewinnung. Nicht selten schlössen Unternehmen Verträge mit korrupten Regierungen ab, die das Abholzen von klimaschützenden Wäldern oder den Mineralienabbau erlaubten. So dienten Solarzellen zwar dem Klimaschutz, beim Abbau des hierfür erforderlichen Lithiums sei aber leicht Korruption mit im Spiel. Ähnliches gelte für den Anbau von Ölpflanzen. Gerade ärmere Länder, wo der Klimawandel am stärksten spürbar und Anpassungshilfen am nötigsten seien, seien ein „attraktives Korruptionsziel", etwa wenn es um Aufträge zur Aufbereitung knappen Wassers geht.

Dass es diese Gefahren gibt, könne andererseits nicht heißen, dem Klimawandel freien Lauf zu lassen. Nichtstun gefährde ebenso wie fortdauernde Korruption das international beschlossene Zwei-Grad-Limit für die Klimaerwärmung, resümieren die Korruptionsschützer. Gemeinsam mit der Organisation Germanwatch fordern sie, alles zu tun, um saubere Klimainvestitionen zu sichern. Dass etwa bei Projekten wie dem milliardenschweren Desertec-Solarprojekt in Nordafrika laut Weltbank bis zu 20 Prozent der Mittel in falsche Hände gelangen, sei nicht akzeptabel.

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erschienen in Ausgabe 6 / 2011: Wir konsumieren uns zu Tode
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