Wahlen in Nigeria: Schleppende Stimmauszählung

Die Präsidentschaftswahl in Nigeria ist hart umkämpft. Erstmals seit Jahrzehnten gibt es mehr als zwei möglichen Gewinner. Dass die Auszählung so lange dauert, sorgt für Unmut und Angst vor Ausschreitungen.

Frankfurt am Main/Abuja - Nach den Präsidentschaftswahlen in Nigeria am Wochenende verläuft die Stimmauszählung schleppend. Den vorläufigen Ergebnissen der Wahlkommission zufolge lag Bola Tinubu von der Regierungspartei APC am Montagnachmittag mit 57 Prozent der Stimmen vor Atiku Abubakar (PDP) mit 29 Prozent. Auf Platz drei folgt Peter Obi von der Arbeiterpartei mit 8,6 Prozent der Stimmen. Ausgezählt waren zehn der 36 Bundesstaaten.

Für Wirbel sorgte das Ergebnis in der Metropole Lagos, wo Peter Obi seinen Rivalen der regierenden APC, Bola Tinubu, knapp besiegte. Der 61-jährige Obi lag vor dem Urnengang landesweit in vielen Umfragen vorn und punktet besonders bei der jungen und gebildeten Wählerschaft, die hauptsächlich in Lagos lebt. Nach Bekanntwerden des Ergebnisses rief Bola Tinubu (70) seine Anhänger dazu auf, Ruhe zu bewahren und „jede Handlung zu vermeiden, die zu einem Zusammenbruch von Recht und Ordnung führen könnte“. Laut der Zeitung „Daily Post“, die sich auf die Wahlkommission beruft, errang Obi in Lagos 582.454 Stimmen, während Tinubu auf 572.606 Stimmen kam.

Die Wahl von Samstag wurde von Berichten über versuchten Urnen-Diebstahl, gewalttätige Übergriffe sowie Pannen überschattet. In den Bundesstaaten Bayelsa und Edo musste die Stimmabgabe gar wegen Gewalttätigkeiten auf Sonntag verschoben werden. Es sind die am härtesten umkämpften Wahlen in Nigeria seit Jahrzehnten. Zum ersten Mal seit Ende der Militärdiktatur 1999 gab es mehr als zwei vielversprechende Kandidaten. Der amtierende Präsident Muhammadu Buhari darf nach seiner zweiten vierjährigen Amtszeit nicht mehr antreten.

Die nigerianische Polizei rief derweil die insgesamt 18 Präsidentschaftskandidaten dazu auf, keine aufrührerischen Kommentare unter ihren Anhängern zu dulden und warnte davor, „unangemessenen Druck auf die Wahlbehörde auszuüben“. Die langsame Veröffentlichung der Ergebnisse hatte bei der Bevölkerung für Unmut gesorgt. So war es aufgrund der starken Nachfrage zu technischen Schwierigkeiten beim Aufrufen der Internetseite mit den Wahlergebnissen gekommen.

Auch die Beobachtermission der Westafrikanischen Staatengemeinschaft Ecowas rief zu Besonnenheit auf. Die Kandidaten sollten die von der Wahlkommission veröffentlichten Ergebnisse respektieren, eventuelle Unstimmigkeiten über die legalen Wege lösen und ihre Anhänger dazu aufzufordern, von Gewalt abzusehen, sagte der Chef der Mission und frühere Präsident von Sierra Leone, Ernest Bai Koroma laut der Zeitung „Premium Times“.

Mehr als 87 Millionen Bürgerinnen und Bürger hatten sich Wahlunterlagen geben lassen. Vor dem Urnengang war die Stimmung auch wegen der schlechten Sicherheitslage in Teilen Nigerias angespannt. Im Norden ist unter anderem die islamistische Terrorgruppe Boko Haram aktiv. Zudem kommt es immer wieder zu Entführungen, mit denen teils hohe Summen an Lösegeld erpresst werden sollen. In den vergangenen Wochen war es in dem westafrikanischen Land zudem wegen der Währungsreform zu teils gewaltsamen Protesten gekommen.

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