welt-sichten weekly: Wenig Einsatz für Menschenrechte / Digitale Autokratien / Fliegende Helfer

Ende September hat der UN-Menschenrechtsrat eine Erklärung verabschiedet, die die Rechte von Kleinbauern stärken soll. Die Bundesregierung hat sich bei der Abstimmung enthalten – dabei will sie laut Koalitionsvertrag die Rechte ebenjener Kleinbauern fördern. Marina Zapf hat nachgeforscht, was dahinter steckt: Offenbar fehlt es am politischen Willen.

Das zeigt sich auch bei der Frage, ob es strengere Regeln braucht, um Menschenrechtsverletzungen entlang der Lieferketten internationaler Unternehmen zu ahnden. Hilfsorganisationen fordern das schon lange – eine Arbeitsgruppe in Genf verhandelt derzeit über einen Entwurf für ein neues Abkommen. Die Regierungen in Berlin, Wien, Bern und die EU in Brüssel unterstützen das Vorhaben jedoch bislang nicht, wie unsere Korrespondenten herausgefunden haben.  

Eine spannende Lektüre wünscht Ihnen
Sebastian Drescher

 

Neu auf welt-sichten

Schöne neue digitale Welt: China ist dabei, einen digitalen autoritären Staat zu errichten, andere Staaten werden dem Beispiel folgen. Nicholas Wright skizziert, was westliche Demokratien dem entgegensetzen können.

Mehr Frauen, mehr Frieden: Kristina Lunz erklärt, wieso sie in Berlin ein Zentrum für feministische Außenpolitik gegründet hat.

Presseschau: Was wir gerne gelesen haben

Sollten NGOler und Entwicklungshelfer weniger fliegen? Ja, unbedingt, findet Dorothea Hilhorst. Sie beklagt, dass viele das Thema verdrängen – und macht im Blog „FP2P“ Vorschläge, wie Hilfsorganisationen Flüge vermeiden können. Tobias Denskus meint dagegen: Ganz ohne gehe es nicht, Organisationen wie die Vereinten Nationen seien darauf angewiesen, schreibt er in seinem Blog „Aidnography“.

Die Türkei macht die Grenze dicht und zwingt Geflüchtete aus Syrien zur Rückkehr in Kriegsgebiete. Reporter des „Guardian“ haben mit Betroffenen gesprochen.

Denkfabrik: Was Fachleute sagen

Neue Zahlen zu Armut und Bevölkerungswachstum: Die Weltbank schätzt, dass weltweit rund 3,4 Milliarden Menschen unter der Armutsgrenze leben, gut 700 Millionen in extremer Armut. Ein Bericht des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) zeigt: Besonders schwer haben es Frauen – weil sie oft nicht verhüten können.

Kopfschütteln bei Oxfam und Gewerkschaften über den neuen Weltentwicklungsbericht zur Zukunft der Arbeit: Sie werfen der Weltbank vor, sie wolle weniger statt mehr Rechte für Arbeitende.

Viele Bäume, wenig Wald: Neue Studien zeigen: Der Waldbestand weltweit ist schwerer zu messen als bisher angenommen.

Filmtipp

Melodram in der Eiswüste: „Nanouk“ erzählt in elegischen Bildern von einem alten Rentierjägerpaar, das in einer Jurte im Nordosten Sibiriens lebt. Ein melancholischer Abgesang auf eine selbstgenügsame Lebensform, die schon bald verschwinden wird. Ab heute im Kino.

Ausblick: Was nächste Woche ansteht

Wählen unter widrigen Umständen: Am Samstag stehen in Afghanistan Parlamentswahlen an. Und wie vor jeder Wahl drohen die Taliban mit Anschlägen. Trotzdem bewerben sich über 2500 Kandidaten für die 249 Sitze im Parlament, darunter viele jüngere Kandidaten und 400 Frauen – mehr als je zuvor. Die „Washington Post“ mit einem Stimmungsbild.

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