„welt-sichten“ im Juli: Zank auf der Weltbühne

das hätte man den Finanzministern der 20 gewichtigsten Industrie- und Schwellenländer kaum zugetraut: Sie haben sich im Juni in Japan grundsätzlich geeinigt, künftig zu verhindern, dass große Konzerne sich um Steuerzahlungen drücken. Eine Mindeststeuer soll eingeführt werden und Steuer dort anfallen, wo eine Firma Umsatz macht, nicht nur, wo ihr Hauptsitz ist.

Warum solche Vorhaben am Ende oft an politischem Widerstand und Streit über die Umsetzung scheitern, ist Thema unserer aktuellen Ausgabe zur Krise der multilateralen Politik. Darin schildert mein Kollege Tillmann Elliesen, wie Geberländer die multilaterale Entwicklungshilfe verkümmern lassen – und welche Konsequenzen das etwa für die Arbeit des UN-Flüchtlingshilfswerk hat (jetzt ohne Abo zu lesen).

Einige Regelwerke werden mit Absicht demontiert; das vollführen die USA und Russland bei der Rüstungskontrolle, schreibt Andreas Zumach. Die erfolgreiche UN-Kommission zur Bekämpfung der Korruption in Guatemala wird von einflussreichen Mitgliedern der US-Regierung und des Kongresses aufs Korn genommen; Colum Lynch hat herausgefunden, wer alles dahinter steckt. Manchmal schmälern ganz praktische Probleme die Wirkung der internationalen Kooperation, wie Marco Seliger von der UN-Stabilisierungsmission in Mali berichtet; so können Soldaten aus unterschiedlichen Ländern dort mangels Ausrüstung kaum kommunizieren. Wenn aber der Niedergang der globalen Ordnung beklagt wird, ist das oft bloß ein Lamento über das Ende der westlichen Vorherrschaft, schreibt Philani Mthembu: Der Süden nutzt seinen Einfluss, um Reformen alter Institutionen zu fordern und neue zu gründen.

Algeriens Jugend treibt einen unerwarteten demokratischen Aufbruch voran. Luis Martinez erklärt, was dem Protest zugrunde liegt und warum das Militär über den Ausgang entscheidet. Im Zentrum Nigerias eskaliert aufgrund von Landknappheit Gewalt zwischen Hirten und Bauern, schildert Sam Olukoya. Und in Afghanistan haben die USA Friedensgespräche mit den Taliban aufgenommen. Welche Friedenshoffnungen, Ängste und Widerstände das unter Afghaninnen und Afghanen auslöst, berichtet Ezzatullah Mehrdad.

Nach dieser Doppelausgabe erscheint das nächste Heft Ende August. Einen schönen Sommer wünscht
Bernd Ludermann
 

Die Juni-Ausgabe „Multilaterale Politik: Zank auf der Weltbühne“ ist am 1. Juli erschienen. Zu kaufen als Einzelheft, im Abo oder in ausgewählten Bahnhofsbuchhandlungen in Deutschland und der Schweiz.

Die nächste Ausgabe von „welt-sichten“ erscheint am 23. August zum Thema „Mission in den Weltreligionen“.

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