Im Sudan bekämpfen sich seit dem vergangenen Wochenende die Armee und eine Miliz, die noch von dem vor vier Jahren gestürzten Diktator Umar al-Baschir geschaffen wurde. Damit ist der ohnehin holprige Demokratisierungsprozess im größten Flächenstaat Afrikas vorerst gestoppt und es besteht die Gefahr, dass der Konflikt sich zu einem Bürgerkrieg ausweitet. Während sich hiesige Medien zum Teil vor allem damit befassen, wie es im Sudan gestrandeten Deutschen in dieser bedrohlichen Lage geht und ob die Bundeswehr es wohl schaffen wird, sie zu evakuieren, haben wir die Hintergründe des Konflikts für Sie zusammengefasst und Stimmen von Fachleuten aus dem Sudan zusammengetragen. Ihr Tenor: Mit den sudanesischen Generälen, die sich jetzt bekriegen, ist keine Demokratie zu machen. Viel zu lange haben internationale Vermittler wie die USA oder die Vereinten Nationen sie über die Geschicke des Sudan seit dem Sturz von al-Baschir bestimmen lassen.
Ich wünsche Ihnen eine aufschlussreiche Lektüre.
Tillmann Elliesen
Der brasilianische Präsident Lula da Silva war vor kurzem in China und hat anschließend zuhause Russlands Außenminister Sergej Lawrow empfangen. Bei beiden Gelegenheiten hat er seine eigenen Gedanken zum Angriff Russlands auf die Ukraine geäußert, die Waffenlieferungen von USA und Europäischer Union kritisiert und darauf gedrängt, die Kriegsparteien an den Verhandlungstisch zu bringen. Sollen wir das kommentieren? Darüber haben wir in der Redaktion heute diskutiert - und uns dagegen entschieden. Lula ist in westlichen Medien zum Teil scharf für sein Auftreten kritisiert worden. Mittlerweile hat er den russischen Angriff deutlich verurteilt, und tatsächlich hätte er das auch schon im Beisein von Lawrow tun sollen. Bemerkenswert an den teils heftigen und fast schon gekränkten Reaktionen auf Lula ist jedoch, dass im Westen offenbar viele Politiker und Kommentatoren immer noch nicht verstanden haben, dass in anderen Weltregionen der Krieg in der Ukraine ganz anders wahrgenommen wird als bei uns. Warum das so ist und wie das zu bewerten ist, dazu habe ich mich schon vor einem Jahr ausführlich geäußert. Dem hätte ich heute nicht viel Neues hinzufügen können.
"Unterstützt russische Aktivisten": Das fordert Anke Giesen, Vorstandsmitglied von Memorial International, der in Russland zwangsaufgelösten Gesellschaft für historische Aufklärung und Menschenrechte. Barbara Erbe hat mit ihr gesprochen.
Green Deal stößt auf Kritik: Die Europäische Union hat diese Woche wichtige Entscheidungen getroffen, um bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu werden. Dazu nutzt sie zunehmend auch die Handelspolitik. Vor allem Entwicklungs- und Schwellenländer haben daran einiges auszusetzen. Wir haben die Einwände zusammengefasst.
Die Ukraine kriegt am meisten: Die internationale Entwicklungshilfe ist im vergangenen Jahr auf Rekordhöhe gestiegen. In den meisten westlichen Geberländern entfällt der Zuwachs vor allem auf die Unterstützung für die Ukraine und auf die Untebringung von Geflüchteten von dort. Wir berichten aus Berlin, Bern und Wien.
Was tut sich in ... El Salvador? Seit mehr als einem Jahr gilt in dem mittelamerikanischen Land der Ausnahmezustand. Die kleine, informelle "Bewegung der Opfer des Regimes" (MOVIR) unterstützt Verhaftete und ihre Familien. Cecibel Romero berichtet.
Journalisten in Gefahr: Im vergangenen Oktober wurde der somalische Journalist und Generalsekretär des somalischen Journalistenverbands SJS, Abdalle Ahmed Mumin, aus fadenscheinigen Gründen verhaftet und für mehr als fünf Monate eingesperrt. Inzwischen ist Mumin wieder in Freiheit, doch kritische Reporter und Redakteure leben und arbeiten in dem Land am Horn von Afrika weiter unter schwierigen Bedingungen. Abdalle Mumins Artikel in "welt-sichten" vor einem Jahr ist immer noch aktuell.
Frauen, wie Frauen sie sehen: Der britische "Guardian" hat beeindruckende Fotos von Fotojournalistinnen aus aller Welt zusammengetragen. Die Bilder zeigen Frauen im Gefängnis, bei Protesten, mit der Familie. Sie alle erzählen eine Geschichte oder weisen auf Missstände hin. Sehenswert!
Soll die Weltbank sich mehr um Klimaschutz kümmern? Reiche Länder wie Deutschland wollen das, doch drei Exekutivdirektoren, die mehr als drei Dutzend Entwicklungsländer in der Bank repräsentieren, äußern in einem Beitrag für "Project Syndicate" ihre Bedenken.
Ausbilden, nicht abwerben: Das Nachrichtenportal Lateinamerika 21 berichtet, wie Kuba jahrzehntelang Kinder, Jugendliche und junge Menschen aus Afrika, dem Nahen Osten, Asien und Lateinamerika ausgebildet und wieder in ihre Heimat entsandt hat.
Wertschöpfung beidseitig verfolgen: Das kommende EU-Lieferkettengesetz muss im Maschinen- und Anlagenbau nicht nur Zulieferer erfassen, sondern auch, was mit deren Produkten hinterher geschieht. Das fordern vier NGOs, darunter Misereor und Germanwatch, in einer neuen Studie. Barbara Erbe hat sie gelesen.
It's (not only) the climate change, stupid! Im Norden Kenias eskalieren Konflikte um Land und Viehdiebstahl. Eine lang anhaltende Dürre verschärft die Lage, zugrunde liegen aber Versäumnisse der Regierung und der internationalen Entwicklungspolitik. Die Crisis Group hat das untersucht.
Wie wär's mal wieder mit einem guten Film im Kino? Unser Filmkritiker Reinhard Kleber empfiehlt diesen Monat den Dokumentarfilm "Schulen dieser Welt". Die französische Regisseurin Émilie Thérond porträtiert darin in ruhigen Sequenzen drei Lehrerinnen aus Burkina Faso, Bangladesch und Sibirien, die mit unerschütterlicher Motivation Kinder und Jugendliche an außergewöhnlichen Orten unterrichten. Der Streifen läuft ab dem 27. April.