Digitaler Kolonialismus durch KI

Liebe Leserinnen, liebe Leser, 

der Hype um Künstliche Intelligenz (KI) ist riesig. Sinnvoll eingesetzt kann sie den Menschen nutzen und sie entlasten, aber KI bringt auch Probleme und Gefahren mit sich. Deswegen soll bei der zweiten Hamburger Sustainability Conference am 2. und 3. Juni  eine Resolution zu „verantwortungsvoller KI für die SDGs“ verabschiedet werden. Das ist zwar dringend nötig, findet Sven Hilbig, Digitalexperte beim Hilfswerk Brot für die Welt. Doch seiner Ansicht nach ist die Resolution jetzt schon überholt, da sie keine Antworten gibt, wie mit den Risiken von KI umgegangen werden soll. Laut Hilbig verschärft künstliche Intelligenz den digitalen Kolonialismus und vertieft bestehende Ungleichheiten zwischen globalem Norden und Süden - und die Resolution, die in Hamburg verabschiedet werden soll, sagt nichts dazu, wie das verhindert werden könnte. Wie schätzen Sie das ein? Welche Chancen und Risiken sehen Sie in der Künstlichen Intelligenz? Antworten Sie gerne auf diesen Newsletter. 

Ihre Meinung ist auch noch in anderer Hinsicht gefragt: Wir würden gerne wissen, wie Sie "welt-sichten" nutzen und welche digitalen Angebote Sie sich in Zukunft von uns wünschen. Bitte beantworten Sie hier unsere Fragen. Es dauert nur eine Minute. Versprochen! Und Sie helfen uns damit wirklich weiter. 

Ich danke Ihnen und wünsche Ihnen eine interessante Lektüre sowie ein schönes und hoffentlich langes Wochenende. 

Neu auf welt-sichten

Auch Hirten sollen ihr Vieh versichern können: Extreme Trockenphasen haben den Hirten Ostafrikas in den vergangenen Jahren schwer zu schaffen gemacht. In Tansania würden viele Pastoralisten gerne ihr Vieh versichern. Vorbild ist Kenia, wo es eine solche Versicherung längst gibt, berichtet Deodatus Mfugale.

Experten wollen eine neue Strategie gegenüber dem globalen Süden: Deutschland sollte eigenständiger seine Interessen vertreten und neue Formen der Zusammenarbeit suchen, empfiehlt eine Expertenkommission, die unlängst ihren Abschlussbericht vorgelegt hat. Marina Zapf berichtet. 

Wer gemeinnützig ist, ist stets auch politisch: Die Abwicklung von USAID ist nur die Spitze des Eisbergs: Auch in Europa kürzen Regierungen die Entwicklungshilfe. Zugleich wächst die Kritik an gemeinnützigen Organisationen, sie seien „zu politisch“. Dabei müssen wir politisch arbeiten, wenn wir etwas bewirken wollen, sagt Bernd Nilles von Fastenaktion in seiner Herausgeberkolumne.

EU-Minister setzen auf Privatkapital: Die für Entwicklungszusammenarbeit zuständigen Ministerinnen und Minister der EU-Mitglieder versprechen, sich weiter für die UN-Nachhaltigkeitsziele zu engagieren. Eine UN-Konvention zur Schuldenproblematik lehnen sie indessen ab, schreibt Tillmann Elliesen. 

Was Sie verpasst haben könnten

Beschützer werden zur Gefahr: Noch immer werden viele Frauen von UN-Blauhelmsoldaten missbraucht, obwohl das schon viele Skandale ausgelöst hat und Gegenmaßnahmen eingeleitet wurden. Aber die Täter werden so gut wie nie zur Verantwortung gezogen. Barbara Debout hat mit Frauen aus der Zentralafrikanischen Republik gesprochen. 

Tödliche Einmischung im Sudan stoppen: Der Krieg im Sudan wird international vernachlässigt, dabei ist er eine der schlimmsten humanitären und politischen Krisen unserer Zeit. Vor allem muss der Zugang der Kriegsparteien zu ausländischer militärischer und finanzieller Unterstützung beendet werden, kommentiert Barbara Erbe.

Der Jubel kommt zu früh: Die WHO steht unter Druck und braucht Erfolge. Das jetzt gefeierte Pandemieabkommen ist allerdings noch längst nicht in trockenen Tüchern: Das Schwierigste kommt erst noch, meint Tillmann Elliesen.

Noch immer interessant

Am Montag haben das Hilfswerk Misereor und das Entschuldungsbündnis erlassjahr.de den Schuldenreport für 2025 vorgestellt. Als besonders stark verschuldet gelten 47 Länder, darunter Pakistan, Kenia, Libanon und Sri Lanka. Sie alle müssen dem Bericht zufolge in den nächsten drei Jahren im Schnitt mindestens 15 Prozent ihrer Staatseinnahmen für Zins- und Tilgungszahlungen aufwenden. Der philippinische Soziologe Walden Bello hat vor zwei Jahren bereits das internationale Schuldenmanagement als unzureichend kritisiert und einen radikalen Schuldenschnitt sowie Reformen der internationalen Finanzarchitektur gefordert. Dass Misereor und Erlassjahr in ihrem Schuldenreport heute ähnliches fordern, zeigt, dass sich nicht viel in dieser Hinsicht getan hat. Bellos Artikel ist immer noch aufschlussreich.

Filmtipp

Hommage an die weibliche Courage: Eine alleinerziehende Mutter in der marokkanischen Provinz will nicht mehr mit Popmusik in Bars und Clubs auftreten, sondern in Casablanca anspruchsvolle traditionelle Lieder singen. In dem Außenseiterdrama "Alle lieben Touda" von Nabil Ayouch scheitert sie an vielen Hürden. Der Film, der vor allem die patriarcharlischen Strukturen in Marokko kritisiert, läuft morgen, 29. Mai, in den Kinos an und ist sicher auch in einem Lichtspielhaus in Ihrer Nähe zu sehen. 

Aus unserem Partnernetzwerk

Wir kooperieren mit anderen Organisationen, die sich mit dem globalen Süden befassen, seit neuestem auch mit der Werkstatt Ökonomie (WOEK) und der Kirchlichen Arbeitsstelle Südliches Afrika (KASA). Hinweise auf interessante Beiträge unserer Partner finden Sie im Kasten „Aus unserem Partnernetzwerk“ - diesmal etwa auf einen Artikel der WOEK/KASA zu den Folgen von Trumps Politik fürs südliche Afrika sowie auf ein Interview, welches das Magazin "Südostasien" mit einem Malaysier geführt hat, der vor 50 Jahren nach Deutschland kam. Schauen Sie mal rein.

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