welt-sichten im Juni: Neu ist Kult

je mehr Innovationen ein Land hervorbringt, desto besser steht es da, sagen Ökonomen. Wie viele Regierungen will denn auch die neue große Koalition in Berlin technische Neuerungen wie die Digitalisierung vorantreiben. Doch gleichzeitig will Horst Seehofer als neuer „Heimatminister“ von Staats wegen helfen, deutsche Sitten zu bewahren. Dabei verändert gerade die Digitalisierung soziale Beziehungen und das Arbeitsleben grundlegend. Offenbar haben auch technisch hoch entwickelte Gesellschaften ein zwiespältiges Verhältnis zu Neuerungen.

Im Schwerpunkt der neuen welt-sichten-Ausgabe blicken wir hinter das Schlagwort von der Innovation. Entwicklungshilfe fördert schon immer Veränderungen – in erster Linie allerdings in fremden Ländern. Ein neuer Trend ist, damit gezielt Innovationen im Süden zu beschleunigen, etwa mit Ideen-Wettbewerben für junge Unternehmer. „welt-sichten“ Redakteur Tillmann Elliesen hat da spannende Ansätze gefunden, warnt aber, nur auf Technik zu setzen und soziale Neuerungen auszublenden. Ohne die nützt die beste Technik wenig. So haben kleine Firmen elektrische Dreiräder in Kenia eingeführt, berichtet Florian Sturm. Sie sind sauberer und sparsamer als Taxen, ändern aber nichts am Dauerstau auf Nairobis Straßen. Thomas Kruchem schildert, wie neue Herde die Rauchbelastung beim Kochen senken und Brennstoff sparen – sich aber nur schwer durchsetzen, wo sie Sitten und Bedürfnisse der Menschen ignorieren.

Ein Schritt zurück ist in vielen afrikanischen Ländern zu verzeichnen: Wenige Jahrzehnte, nachdem ihnen Auslandsschulden erlassen worden sind, droht ihnen erneut eine Schuldenkrise. Jörg Goldberg erklärt, dass dies in erster Linie an Mechanismen der globalen Finanzmärkte liegt, auf die arme Länder wenig Einfluss haben. So wenig wie auf den Klimawandel. Doch wird der nicht leichtfertig für viel zu viele Probleme verantwortlich gemacht? Deodatus Mfugale hat für uns an der Küste seines Heimatlandes Tansania genau nachgeforscht und keine Zweifel, dass die Menschen dort bereits unter der Erderwärmung leiden. Wie Umweltschutz – in diesem Fall ein neuer Nationalpark – auch unter Indigenen für Streit sorgt, berichtet Hildegard Willer aus dem peruanischen Amazonas.

Eine spannende Lektüre wünscht

Bernd Ludermann

Die aktuelle Ausgabe von welt-sichten mit dem Titel „Neu ist Kult“ ist am 4. Juni erschienen. Zu kaufen als Einzelheft, im Abo oder in ausgewählten Bahnhofsbuchhandlungen in Deutschland und der Schweiz.

Die nächste Ausgabe ist eine Doppelnummer zum Thema „Umgang mit autoritären Staaten“ und erscheint am 7. Juli.

Unterstützen Sie unseren anderen Blick auf die Welt!
„welt-sichten“ schaut auf vernachlässigte Themen und bringt Sichtweisen aus dem globalen Süden. Dafür brauchen wir Ihre Unterstützung. Warum denn das?
Ja, „welt-sichten“ ist mir etwas wert! Ich unterstütze es mit
Schon 3 Euro im Monat helfen
Unterstützen Sie unseren anderen Blick auf die Welt!