Impulse aus Afrika

Ulrike Elsdörfer (Hg.)
Compassion – Kirchen in Afrika.
Beratung und soziales Engagement Ulrike Helmer Verlag, Sulzbach/Taunus 2011, 164 Seiten, Preis 19,95 Euro 

Ulrike Elsdörfer ist selbst Pastoralpsychologin und Theologin und hat zu diesem Zweck ein Buch über die Arbeit in kirchlichen Beratungsstellen in Afrika herausgegeben. Die Beiträge beschreiben und reflektieren auch Erfahrungen aus West- und Ostafrika, den größten Raum nimmt jedoch Südafrika ein. Die Texte geben Einblick in die gesellschaftlichen Entwicklungen seit dem Ende der Apartheid, gesehen aus der Perspektive der Kirchen. Die meisten Beiträge dokumentieren die Sicht von Theologen und Mitarbeitenden der Reformierten Kirche in Südafrika.

Die Pastoralpsychologie fragt danach, was die Human- und Sozialwissenschaften zur kirchlichen und religiösen Praxis beitragen können. Elsdörfers Herz schlägt für das, was sie den kulturellen und spirituellen Ansatz Afrikas nennt. Das „Eigene“ Afrikas erhält viel Raum in ihrem Buch. Denn in Afrika gibt es nicht nur das Christentum aus dem Westen, nicht nur eine theologische Tradition, die sich in Europa und den USA entwickelt hat, die europäische Bildsprache benutzte und die Menschen dazu brachte, die „fremde“ Religion anzunehmen. Sondern es gab immer auch die eigenen Kulturen und Traditionen sowie indigene Religionen.

In den Beschreibungen der Beratungsarbeit und des sozialen Engagements der Kirchen ist dieses afrikanische „Eigene“ stets präsent. Die Autoren zeigen, wie christliche Denktraditionen mit der traditionellen gesellschaftlichen Praxis Afrikas verbunden werden. Ein Beispiel: Die christlichen Gemeinden in Südafrika sehen sich mit dem Problem des „Gangsterism“ in den armen Townships konfrontiert. Sie müssen den Jugendlichen in der Begegnung Orientierung geben, also einen „Weg der Beziehung“ einschlagen. Damit sei, schreibt Elsdörfer, ein wesentlicher Ansatz der Pastoralpsychologie aufgenommen, zugleich werde der afrikanischen Kultur und Tradition Rechnung getragen, wonach alles Leben „Leben in Beziehung“ ist. Die entwurzelten Jugendlichen sollen wieder Einbindung spüren, sie sollen in eine funktionierende und sinnstiftende Gemeinschaft vor Ort eingegliedert werden.

Das Buch wirft ein interessantes Schlaglicht auf die sich wandelnde Identität der Kirchen in Südafrika. Im Kampf gegen die Apartheid hatten sie viele Jahre eine wichtige Rolle. Jetzt müssen sie eine neue finden und ihren Dienst an der Gesellschaft neu definieren. Die Auseinandersetzung mit afrikanischer Kultur und Spiritualität ist in diesem Zusammenhang ein zweischneidiges Schwert: Zum einen erschüttert sie die religiöse Identität der Kirchen, zum anderen ist sie ein Gewinn, weil sie die Kirchen vielschichtiger macht. Das zeigt das Buch an vielen Stellen. Auch wenn die Facetten und Fragmente noch kein fertiges Bild ergeben und das Buch etwas schnell geschrieben scheint, sieht man bei der Lektüre doch deutlich: Hier wächst etwas Neues. Anja Ruf

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