Zum Landraub wenig Neues

Daniela Kress
Investitionen in den Hunger?
Land Grabbing und Ernährungs­sicherheit in Subsahara-Afrika
Springer VS, Wiesbaden 2012
166 Seiten, 34,95 Euro

Dieser schmale Band der Regionalwissenschaftlerin Daniela Kress beschäftigt sich mit Investitionen in Land in Subsahara-Afrika. Beispielhaft wird die Situation in Äthiopien und Mosambik (etwas) näher beleuchtet, zwei Staaten, in denen Investoren besonders große Flächen gepachtet haben. Die Autorin geht der Frage nach, wie sich solche Geschäfte auf die Ernährungslage der ansässigen Bevölkerung auswirken. Richtig beantworten kann sie die Frage nicht. Ihre Begründung: Es fehle an weiteren Studien.

Und damit ist die Schwäche des Buches benannt: Die Autorin hat einige wichtige Schriften ausgewertet und stellt den Forschungsstand dar, mehr aber auch nicht. Was deutlich wird – und sich mit anderen Arbeiten zum Thema deckt: Die Investoren bekommen das Land spottbillig, in Äthiopien ist ein Hektar angeblich schon für einen Euro Pacht pro Jahr zu kriegen. Und ein Arbeiter kostet pro Tag 50 Cent bis einen Euro – wer würde da nicht investieren wollen! Es fehlen Regelwerke, mit denen die Investoren bei Fehlverhalten zur Rechenschaft gezogen werden könnten. Allenfalls gebe es lockere Richtlinien.

Die Einheimischen sind dem ausgeliefert, was die neuen Pächter mit dem Land anstellen. So wundert es nicht, dass die Investoren die lokale Bevölkerung eher ignorieren oder ausbeuten als sie wirklich am Geschäft zu beteiligen, sei es durch angemessen bezahlte Arbeit, Ausbildung oder Infrastruktur.

Es gibt wohl auch positive Reaktionen auf die neuen Pächter, in Mosambik beispielsweise, wo die Armut besonders groß ist. Klar: Menschen in Not ist erst einmal jeder willkommen, der Besserung verspricht. Ob es wirklich besser wird, ist auch dort noch nicht geklärt. In Äthiopien hätten die Menschen wegen der Landinvestitionen jedenfalls nicht mehr auf dem Teller und in der Speisekammer, bilanziert Kress.

Das Buch ist eine solide universitäre Forschungsarbeit, aber nicht das große Lesevergnügen. Viel zu lange geht es um die Definition von Begriffen wie Ernährungssicherheit. Der Schreibstil mit vielen Substantiven macht den Text unnötig kompliziert und leblos. Nicht zuletzt hätte man sich ein paar Zitate von „echten Menschen“ gewünscht, die das Ganze auflockern.

Auch inhaltlich wäre das ein großer Gewinn. Denn so hätten Fachleute zu Wort kommen können, die erklären, weshalb es die Entwicklungsländer nicht schaffen, den Investoren mehr rechtliche Vorgaben zu machen. Fehlt dafür das Wissen oder fehlt der Wille? Und wer genau profitiert eigentlich dort, wo in große Agrarprojekte investiert wird? Regionalpolitiker oder traditionelle Chiefs? Das alles bleibt offen. Eine richtige Fallstudie wäre informativer gewesen. Felix Ehring

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