Gegen die Gleichmacherei

Walter Eberlei
Afrikas Wege aus der Armutsfalle
Brandes und Apsel,
Frankfurt/Main 2009,
199 Seiten, 19,90 Euro


Wenn in der wissenschaftlichen und öffentlichen Debatte von Afrikas sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungschancen die Rede ist, beherrschen meist Stereotype und grobe Verallgemeinerungen die Argumentation. In regelmäßigen Abständen schwappt eine Welle von Afrika-Optimismus durch die Medien, nur um nach kurzer Zeit vom gängigen Afro-Pessimismus konterkariert zu werden. Gegen diese Verallgemeinerungen setzt Walter Eberlei, Hochschulprofessor im Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften in Düsseldorf und gelernter Journalist, die empirisch fundierte Auseinandersetzung mit einer Reihe von Staaten des subsaharischen Afrika und deren Entwicklung in der vergangenen Dekade. Ausgangspunkt seiner Analyse ist der simple Umstand, dass es sich aufgrund der großen Unterschiede auf dem Kontinent verbiete, von Afrika im Allgemeinen zu sprechen.

Die Grundthese des Buches ist die Annahme, dass nach der „verlorenen Dekade“ der 1980er Jahre in vielen afrikanischen Ländern positive Trends bei der Bekämpfung der Armut zu erkennen seien. Es gebe, so der Autor, einen „entwicklungspolitischen Neuanfang“ im subsaharischen Afrika. Ursächlich dafür sind Eberlei zufolge vor allem die Demokratisierung, die Rückkehr des Staates in die Entwicklungskonzepte der Geber und die Entstehung einer lebendigen einheimischen Zivilgesellschaft, die beträchtlichen Druck zugunsten armutsorientierter Entwicklungspolitik aufbauen kann.

In sieben übersichtlich gegliederten und gut lesbaren Kapiteln gibt der Autor zur Untermauerung seiner These einen Überblick über die neueren Entwicklungsdebatten, analysiert ökonomische und soziale Trends entlang der Millenniumsziele, diskutiert die Rolle staatlicher Institutionen sowie der Zivilgesellschaft und stellt Trends der internationalen Entwicklungszusammenarbeit vor. Stets besteht er auf einem genauen Blick auf die einzelnen Länder.

Das Resümée, das der Autor aus seinen kenntnisreichen und detaillierten Studien zieht, gibt Anlass zur Hoffnung, dass eine Reihe von afrikanischen Ländern der Armutsfalle tatsächlich dauerhaft entkommen kann. Die internationalen Geber können dazu einen Beitrag leisten, wenn sie soziale und wirtschaftliche Entwicklung nicht technokratisch als das Hoheitsgebiet von Entwicklungsexperten begreifen, sondern stärker als bisher Eigenverantwortlichkeit, Rechenschaftspflicht und die Stärkung der Mitsprache von armen Bevölkerungsschichten in den Empfängerländern fördern.


Ruben Eberlein

 

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