Buch zu und viele Fragen offen

David Lewis Feldman
Polity Press, Cambridge und Malden (MA) 2012, 196 Seiten, 51,90 Euro

Am Umgang mit wichtigen Rohstoffen zeigen sich Grundprobleme der globalen Welt. Das macht die Buchreihe des Verlags „Polity Press“ zu einzelnen Ressourcen so interessant. Der Band über Wasser ist der sechste in der Reihe nach Holz, Coltan, Fisch, Nahrung und Erdöl – und leider ist er insgesamt enttäuschend.

Das liegt vor allem daran, dass grundlegende Informationen und Debatten über das Besondere der Ressource Süßwasser fehlen. Feldman, ein Fachmann für Wassermanagement an der Universität von Kalifornien, liefert globale Daten über die Vorkommen. Er befasst sich aber kaum mit Unterschieden zwischen den Klimazonen und mit der Frage, ob Wasser eine regional gebundene Ressource ist und verschiedene Weltteile unterschiedliche Probleme damit haben. Er erläutert auch nicht, für welche Zwecke das meiste Wasser verwendet wird und ob verschiedene Nutzungen – zum Beispiel für die Landwirtschaft oder die Kühlung von Kraftwerken – sich unterschiedlich auf die Umwelt auswirken.

Interessant sind seine Hinweise darauf, was die Wasservorkommen gefährdet – wie Verschmutzung, Folgen der Verstädterung und Konkurrenz um grenzüberschreitende Flüsse –, sowie manche Fallbeispiele. So vergleicht Feldman die Nutzungsregelung bei Flüssen wie dem Rhein und dem Los Angeles River. Die Kernthesen des Buches sind einleuchtend: Jedes Wassermanagement bedeutet, Ansprüche einiger Nutzer über die anderer zu stellen. Und jede Ausweitung des Wasserangebots ist mit Kosten und Risiken für irgendjemanden verbunden. Eine nachhaltige Nutzung ist deshalb nur zu erreichen, wenn alle betroffenen Gruppen beteiligt sind und bei grenzüberschreitenden Wasserquellen die Staaten zusammenarbeiten. Das ist allerdings nicht neu und eine recht abstrakte Schlussfolgerung.

Wie belastbar ist der Befund?

Einige Passagen zu spezifischen Problemen sind spannender. Feldman zeigt sich skeptisch gegenüber Großstaudämmen, weil hier der Übergang zu irreversiblen Schäden am Fluss fließend sei, und empfiehlt eher viele kleine Dämme. Er diskutiert öffentlich-private Partnerschaften bei der Wasserversorgung von Haushalten und kommt zu dem Schluss, dass der Erfolg von der Art der Privatisierung und von guter staatlicher Aufsicht abhängt: Ein privater Versorger könne von Vorteil sein. Das versieht er aber mit so vielen Einschränkungen – „im Prinzip“, „könnte“ und „mag“ –, dass man sich fragt, wie belastbar der Befund ist.

Noch mehr gilt das für seine Kritik am Menschenrecht auf Wasser. Bestehende Nutzungsrechte an Wasser könnten zu überhöhtem Verbrauch führen, schreibt er. Denn Reformen im Sinne der Nachhaltigkeit könnten behindert werden, wenn man diese Rechte nicht ändern und insbesondere Wasser teurer machen kann. Nur: Das Menschenrecht auf Wasser besagt nicht, dass Wasser billig sein muss – es müssen sich nur alle leisten können. Man fragt sich daher: Hat es denn im Süden Fälle gegeben, in denen übermäßiger Wasserverbrauch der Armen problematisch war oder in denen höhere Wasserpreise den Verbrauch gesenkt haben? Das beantwortet Feldman leider nicht.

Das Buch bietet gute Hinweise und Anregungen, weist aber viele Lücken auf. Als Einführung in den Themenkomplex Süßwasser ist es deshalb nicht zu empfehlen. (Bernd Ludermann)

Erschienen in welt-sichten 10-2013

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