Wirtschaftskritik als Passionsgeschichte

Mit Hilfe der Kreuzwegmetapher schildern die Autoren, wie eine auf Wachstum und Konsum ausgerichtete Wirtschaft Not und Hunger verursacht. Und setzen ihre Hoffnungen auf den nachhaltigen Konsum.

Das Buch bedient sich der Leidens- und Kreuzwegmetapher, um die wirtschaftliche Ungerechtigkeit der Welt aufzuzeigen. „Viele der Betroffenen sind von Geburt an zum Hunger verurteilt, ihr Leben lang beschreiten sie die vielen Stationen eines täglichen Leidensweges und jeden Tag verhungern sie ein Stückchen, um schließlich einen vorzeitigen Tod zu sterben“. So beginnt das erste Kapitel des Buches oder, wie es heißt, die Erste Station auf dem Leidensweg.

Mit dem Thema Hunger hat sich der Innsbrucker Professor Josef Nussbaumer schon in mehreren Büchern befasst. Dabei widmet er sich nicht den großen Hungerkatastrophen der Geschichte, sondern vielmehr dem alltäglichen Hunger heute und dessen Ursachen. „Für die Produktion von 50 Litern (eine Tankfüllung) Bioethanol benötigt man 232 Kilogramm Mais. Davon könnte ein Kind in Sambia oder Mexiko ein Jahr lang leben“.

Die Autoren überdehnen die christliche Metaphorik dabei nicht. Statt auf der klassischen Via Dolorosa bewegen sie sich auf einem selbst entworfenen Weg, der schließlich ins Schlusskapitel „Hoffnung“ mündet. Das ist auch notwendig, denn in den Stationen, die von der Produktion und dem Konsum von Nahrungsmitteln über die Ressourcen bis zu den Themen Verteilung, Müll und Klima reichen, kann man schon an der Welt verzweifeln.

Sie tischen dabei keinesfalls neue Tatsachen auf, sondern vielmehr Fakten, die allgemein bekannt sind oder bekannt sein könnten. Zusammengefasst und ergänzt werden sie durch im Telegrammstil verfasste Splitter namens „Einfach zum Nachdenken“. Da heißt es etwa zum Thema Beifang im Kapitel „Meer“: „Meeresschildkröten, Haie oder Delfine verenden qualvoll in den Netzen. Insgesamt gibt es Jahr für Jahr 38 Millionen Tonnen Beifang, das entspricht 40 Prozent des weltweiten Fischfangs“. Oder zur Entwaldung: „Durch die Zerstörung der Wälder verliert die Weltwirtschaft zwei bis fünf Billionen Dollar pro Jahr“.

Die erschreckenden Zahlen, die auch mit Quellenhinweisen belegt werden, zeigen, dass ein solches Verhalten auch der ökonomischen Vernunft widerspricht. Auf moralisierende Belehrung verzichten die Autoren, denn die Botschaft kommt auch so an. Wenn wir so weiter wirtschaften, wie bisher, schaufeln wir unser eigenes Grab. Oder, wie der im Vorspann zitierte Papst Franziskus es knackig ausdrückt: „Diese Wirtschaft tötet“.

Die gute Nachricht: Die Erde ist imstande, die Menschheit weiterhin zu ernähren, auch wenn die –den Prognosen entsprechend – weiter wächst. Von einem Konsum, der nach dem Motto „mein Auto, mein Haus, mein Boot“ auf den althergebrachten Sozialstatus setzt, werden wir uns aber verabschieden müssen. Initiativen für nachhaltigen Konsum und ein Wandel bei den gängigen Statussymbolen lassen die Autoren hoffen, dass die Konsequenzen aus den aufgelisteten Bedrohungen schließlich doch irgendwann gezogen werden.

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