Schwarzbuch Gold

Brigitte Reisenberger, Thomas Seifert
Schwarzbuch Gold.
Gewinner und Verlierer im neuen Goldrausch

Deuticke-Verlag, Wien 2011,
240 Seiten, 18,40 Euro

Angesichts der Eurokrise legen viele Bürgerinnen und Bürger ihre Ersparnisse in bleibenden Werten an. Andere tragen Erbstücke zu Juwelieren und Ankäufern, um Löcher in ihrem Budget zu stopfen. 40 Jahre nachdem die Bindung des US-Dollar an den Wert des Goldes aufgehoben wurde, erlebt das Gold eine Renaissance als Garant von Sicherheit. Das hat seinen Wert rapide gesteigert; der Preis klettert und ein Ende ist nicht abzusehen. Mitte November kostete die Feinunze rund 1750 US-Dollar.

Es sei schon etwas absurd, meint der Autor Thomas Seifert, wenn das Edelmetall mühsam aus der Erde geholt werde, damit es wenig später wieder in der Dunkelheit eines Schweizer Tresors verschwindet. Tatsächlich landet rund ein Viertel des weltweit geförderten Goldes als Teil von Anlageportefeuilles in diskreten Schließfächern. Zwei Drittel der Nachfrage kommen aber diesem Buch zufolge aus der Schmuckindustrie – vorrangig aus Indien. Die glitzernden Geschmeide dienen dort nicht nur als Schmuck, sondern auch als langfristige Wertanlage: Da indische Frauen traditionell weder Eigentum an Immobilien noch an Wertpapieren erwerben dürfen, erhalten sie ihre Aussteuer bevorzugt in Gold. Auch in China, wo Privatleuten bis vor zehn Jahren der Besitz des Edelmetalls verboten war, nimmt die Nachfrage stetig zu. Weitere zehn bis zwölf Prozent des weltweit verarbeiteten Goldes werden von der Industrie eingesetzt. Kleinste Mengen finden sich in jedem Handy, in Laptops und in Photovoltaikanlagen.

Die Idee für das Schwarzbuch entstand auf einer Reise in Ghana, bei der Brigitte Reisenberger und Thomas Seifert die Umstände und Auswirkungen der Goldförderung recherchierten. Seither sind beide dem Thema treu geblieben. Davon zeugen Reportagen aus Kambodscha, Rumänien, Ghana, Indien und China. Der Gold-Bergbau in Lateinamerika wird zwar erwähnt, aber nicht näher geschildert. Das ist schade, angesichts limitierter Reisebudgets aber entschuldbar. Die untersuchten Beispiele sind anschaulich genug.

Die meisten Goldminen werden heute im Tagebau betrieben und schädigen die Umwelt in beträchtlichem Maß. Allerdings ist der unkontrollierte Einsatz von Zyanid und Quecksilber beim Goldwaschen vorwiegend im meist illegalen Kleinbergbau zu finden. Das Autorenduo hat sich auch dieser Form des Goldabbaus gewidmet, der weltweit zwischen zehn und 15 Millionen Menschen ernährt.

Das Schwarzbuch unterstützt die Forderung der Alliance for Responsible Mining, einer Art Fairtrade-Organisation im Bergbau, die sozial verträglich und ökologisch gefördertes Gold zertifiziert. Im der kolumbianischen Pazifikregion Chocó leistet die Kleinschürfervereinigung Oro Verde Pionierarbeit. 100 Kilogramm Gold, die jährlich aus fairer Produktion gewonnen werden, machen zwar nur einen Bruchteil der gesamten Goldförderung aus. Doch in der Schmuckbranche soll die Nachfrage bereits groß sein.



Ralf Leonhard

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