Franziska Stehnken, Antje Daniel, Helmut Asche, Rainer Öhlschläger (Hg.)
Afrika und externe Akteure – Partner auf Augenhöhe?
Nomos, Baden-Baden 2010,
240 Seiten, 34 Euro
Ownership – Eigenverantwortung im Süden – ist das entwicklungspolitische Schlagwort der Stunde. Doch bestimmen die Länder Afrikas im Rahmen der Kooperation mit Akteuren von außen ihre Entwicklung selbst oder werden sie dabei fremdbestimmt? Dem geht dieser Sammelband nach. Er geht auf eine Tagung zurück, die Wissenschaftler und Entwicklungspraktiker 2008 zusammengebracht hat.
Es überrascht kaum, dass der Band keine eindeutige Antwort auf die Frage gibt. Sein Wert besteht darin, dass die einzelnen Beiträge unterschiedliche Aspekte der Beziehungen zwischen Afrika und äußeren –insbesondere staatlichen – Akteuren erörtern und ein facettenreiches Bild entwerfen. Es beansprucht keine Vollständigkeit, erfasst aber wesentliche Dimensionen. In drei Schwerpunkten werden Nord-Süd-Partnerschaften (mit der EU und den USA), Süd-Süd-Beziehungen (zu China, Indien, Brasilien) und die Rolle äußerer Akteure aus der Sicht ausgewählter afrikanischer Staaten (Südafrika, Mosambik, Simbabwe) behandelt.
Vorangestellt sind zwei Beiträge, die eine Einschätzung der aktuellen Entwicklungsprobleme Afrikas geben: Rainer Tetzlaff analysiert nüchtern-kritisch, Carlos dos Santos betont Afrikas Eigenanstrengungen und die Kooperationsbereitschaft seiner Partner. Wie ambivalent die Antworten auf die Frage nach Selbst- oder Fremdbestimmung sind, zeigen die zwei Beiträge über die Wirtschaftspartnerschaftsabkommen, die die Europäische Union mit den AKP-Ländern anstrebt. Birgit Hofmann sieht in der Tatsache, dass eine ganze Reihe afrikanischer Länder sich gegen eine Unterzeichnung von Interimsabkommen entschieden hat, einen Beleg für ihre Selbstständigkeit. Mareike Meyn hingegen wertet die Zustimmung derjenigen, die ihren privilegierten Zugang zum EU-Markt bewahren wollen, als Ausdruck der Fremdbestimmung.
Eigene Interessen verfolgen alle äußeren Akteure. Sie stimmen indessen nicht immer überein. Insofern können afrikanische Staaten von einer Vielfalt von Kooperationsbeziehungen, die sich heute vor allem durch vermehrte Süd-Süd-Partnerschaften auszeichnen, profitieren. Helmut Asche zeigt das am Beispiel Chinas. Er untersucht detailliert die wirtschaftlichen und politischen Interessen der Volksrepublik und erklärt Vor- und Nachteile für die afrikanischen Partner. Aufschlussreich ist auch der Beitrag von Natalie M. Hess über Südafrika, das westliche Akteure gern als Partner ihrer Interessen in Afrika gewinnen möchten. Das Land vertritt jedoch selbstbewusst eigene Positionen, etwa in der Frage von UN-Sanktionen gegen Simbabwe, die seinem Ziel dienen, als Sprachrohr Afrikas Anerkennung zu finden.
Insgesamt bietet der Band ein gutes Spektrum von Beiträgen, um sich ein Bild von den Beziehungen Afrikas zu externen Akteuren zu machen. Er wird primär fachlich interessierte Leser ansprechen, bietet aber auch für eine breitere Leserschaftsachkundige Analysen.
Peter Meyns
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